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9 Klassiker queerer Literatur, die du immer lesen kannst

Die Literaturgeschichte ist reich an Werken, die das Thema Homosexualität und Queerness aufgreifen und damit einen wichtigen Beitrag zur LGBTQ+-Kultur leisten. Von den Werken von Oscar Wilde bis hin zu modernen Autoren wie E. M. Forster haben schwule Schriftsteller eine wichtige Rolle bei der Prägung der zeitgenössischen Literatur und Kultur gespielt. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf 9 klassische Werke schwuler Literatur, die in ihrer Zeit wegweisend waren und auch heute noch relevant sind.

Thomas Mann: Der Tod in Venedig.

„Der Tod in Venedig“ ist eine Novelle des deutschen Nobelpreisträgers Thomas Mann, die 1911 entstand. Th. Mann sprach im Hinblick auf dieses Werk von einer „Tragödie der Entwürdigung“. Im „Tod von Venedig“ geht es um den 50-jährigen Schriftsteller Gustav von Aschenbach, der durch sein Schaffen Berühmtheit erlangt hat und verwitwet ist. Als Abwechslung von seinem disziplinierten Alltag macht er sich auf eine sommerliche Reise nach Venedig.

Dort beobachtet er am Strand jeden Tag einen jungen Knaben namens Tadzio, der mit seiner polnischen Familie im selben Hotel untergekommen ist, fasziniert von dessen anmutigem und jugendlichen Aussehen. Die homoerotische Anziehung bleibt zwar unerwidert und distanziert.

Doch der gealterte Künstler verliert durch diese unvernünftige Verliebtheit in den Jüngling seine Würde, indem er seine übliche Diszipliniertheit zugunsten der Faszination für das Schöne aufgibt. Diese Geschichte endet für von Aschenbach tragisch und letztlich tödlich.

Klaus Mann: Symphonie Pathétique.

Klaus Mann war ein deutscher Schriftsteller und der älteste Sohn von Thomas Mann. Er startete seine Karriere als Autor in der Weimarer Republik und verarbeitete in seiner Literatur Themen, die damals ein Tabu waren. Wegen seiner heftigen Kritik an den Nationalsozialisten musste er 1933 emigrieren und nahm 1943 die amerikanische Staatsbürgerschaft an.

Bekannt ist er vor allem für sein Werk „Mephisto“, einen weiteren Klassiker der schwulen Literatur, in dem Klaus Mann auf durchaus nicht unumstrittene Weise die Rolle des mit dem NS-Regime kooperierenden Schauspielers Gustav Gründgens behandelt. In „Symphonie Pathétique“ geht es um ein etwas weniger verfängliches Thema, nämlich das Leben des schwulen russischen Komponisten Peter I. Tschaikowsky.

Der Roman entstand 1935 und erschien in Amsterdam. In menschlicher und einfühlsamer Weise erfahren wir mehr über das Leben des Musikers und Komponisten, dessen Gefühle und Beziehungen zu anderen Künstlern. Es geht um Suizidgedanken, eine unerfüllte Liebe, aber auch um die Entstehung des Stücks „Nussknacker“.

Stefan Zweig: Verwirrung der Gefühle.

„Verwirrung der Gefühle“ ist eine Novelle des österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig, die 1927 erschien. Zweig war einer der meistgelesenen Autoren seiner Zeit und veröffentlichte sowohl beliebte und vielgelesene Novellen wie etwa „Verwirrung der Gefühle“, „Amok“ und „Angst“ als auch literarische Biographien wie „Magellan“.

In „Verwirrung der Gefühle“ geht es um den 19-jährigen Studenten Roland D., der Englisch in einer deutschen Stadt studiert. Er verliebt sich in seinen Philologie-Professor, dessen Intelligenz und Charme ihn faszinieren. Diese Anziehung bleibt nicht unerwidert, denn der Dozent bietet dem Studenten ein Zimmer in seinem Haus zur Miete an.

Zwischen den beiden entwickelt sich ein immer engeres Verhältnis, das aber auch von widersprüchlichen Gefühlen und Handlungen geprägt ist. Eine „Verwirrung der Gefühle“ beginnt für den jungen Studenten.

Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray.

Der irische Schriftsteller Oskar Wilde war einer der bekanntesten und zugleich umstrittensten Schriftsteller im viktorianischen England. Seine homosexuelle „Unzucht“ führte dazu, dass er zu zwei Jahren Gefängnis mit harter Zwangsarbeit verurteilt wurde, was seine Gesundheit ruinierte. Mit 46 Jahren starb Wilde verarmt in Paris. Wilde war Lyriker, Dramatiker und Kritiker – und auch Romanautor.

Sein einziger Roman, „Das Bildnis des Dorian Gray“, erschien 1891 und ist eine Antwort auf den französischen Symbolismus, vor allem auf das Werk „Gegen den Strich“ von Joris-Karl Huysmans.

„Das Bildnis des Dorian Gray“ handelt von dem wohlhabenden und schönen Protagonisten Dorian Gray, der ein Portrait besitzt, welches an seiner statt altert. Während Gray, der ja keine Angst vor dem Altern zu haben braucht, einem immer ausschweifenderen und schrecklicheren Lebenswandel frönt, bleibt sein Äußeres dennoch schön und jung. Natürlich endet dieser Faust’sche Pakt mit dem Teufel aber tragisch und geht für den armen Dorian am Ende nicht gut aus.

James Baldwin: Giovannis Zimmer.

James Baldwin ist ein bedeutender amerikanischer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, der afroamerikanische Autor und ist inzwischen durch die Neuübersetzungen im dtv-Verlag auch in Deutschland sehr bekannt. Er war auch Aktivist für die Rechte von Schwarzen und Homosexuellen, die er auch in seinen Werken thematisiert.

„Giovannis Zimmer“ war Baldwins zweiter Roman nach „Go Tell It on the Mountain“ (dt. „Von dieser Welt“), seinem Debütroman, der ihm zum Durchbruch verholfen hatte. Baldwins „Giovannis Zimmer“ stammt aus dem Jahr 1956 und handelt von einem jungen Amerikaner, David, der sich – wie Baldwin damals – in Paris aufhält und ein Liebesverhältnis mit dem schwarzen Barkeeper Giovanni eingeht.

Die beiden leben zeitweise zusammen, doch dann packt David die Angst vor dem eigenen Mut, seine homosexuelle Seite frei auszuleben, und er möchte doch lieber seine Lebensgefährtin Hella, die lange abwesend war, heiraten. Die Liebe zwischen David und Giovanni entwickelt sich zu einer Tragödie, so wie viele ältere schwule Klassiker schlecht enden. Giovanni begeht eine Straftat und David ist letztlich von Schuldgefühlen geplagt.

E. M. Forster: Maurice.

E. M. Forster war ein britischer Schriftsteller, der vor allem durch seine Gesellschaftsromane wie „Zimmer mit Aussicht“ bekannt wurde. Der Roman „Maurice“ entstand 1913/14, wurde aber erst posthum im Jahr 1971 veröffentlicht, da er das damalige Tabuthema Homosexualität behandelte.

Der Roman ist durch die Freundschaft des Schriftstellers E. M. Forster mit dem Dichter Edward Carpenter inspiriert, wobei letzterer eine Liebesbeziehung mit einem anderen Mann hatte. „Maurice“ handelt von dem Leben des jungen titelgebenden Maurice, der sich im Laufe des Romans zunehmend seiner eigenen Homosexualität bewusst wird, aber sich nach außen hin als heterosexuell gibt.

Dies gelingt ihm auch, da er männlich aussieht und sportlich ist. Er geht an die Universität in Cambridge und steht am Beginn seiner Karriere, ehe er in die Firma seines Vaters einsteigt. An der Uni verliebt sich Maurice in den Kommilitonen Clive, der sich allerdings später entschließt zu heiraten.

Maurice versucht, sich selbst und seine sexuelle Orientierung zu ändern, aber dies gelingt ihm nicht. Etwas später verliebt er sich erneut in einen Wildhüter. Der Roman endet glücklich mit einem Happy End, was E. M. Forster wichtig war, da der Autor nicht wollte, dass der Romanheld scheitert.

Marcel Proust: Sodom und Gomorrha (4. Band der „Suche nach der verlorenen Zeit“).

„Sodom und Gomorrha“ ist der vierte Band der „Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust, der mit den 7 Bänden dieses Jahrhundertwerkes ein monumentales Schreibprojekt in die Tat umsetzte, an dem er bis an sein Lebensende fieberhaft arbeitete. Proust war zunächst ein Dandy, der sich in den Pariser Salons umhertrieb, dann zog er sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurück, auch aufgrund seiner kränklichen Konstitution, die ihn am Schluss seines Lebens ans Bett fesselte.

In „Sodom und Gomorrha“ geht es um die beginnende Liebesgeschichte zwischen Albertine und dem Erzähler, dessen Name während der gesamten Geschichte nicht genannt wird, der aber manchmal wegen der Nähe zum Autor auch Marcel genannt wird. Doch das ist natürlich nicht die ganze Geschichte des Bandes: Es geht auch um die vermutete Homosexualität Albertines und ihre vermeintlichen Beziehungen zu anderen Frauen, die den Erzähler misstrauisch und eifersüchtig macht, sowie um das Leben in den Salons.

Außerdem handelt der Roman vom zweiten Aufenthalt des Erzählers in dem normannischen Badeort Balbec und die Entdeckung des Erzählers, dass auch der Baron Charlus homosexuell ist. In der „Recherche“ bzw. der „Suche“ sind erstaunlich viele Figuren lesbisch oder schwul, während der Erzähler selbst, in dem auf verklausulierte und transponierte Weise der eigentlich homosexuelle Autor Marcel Proust zu lesen ist, nur Verliebtheiten und Lieben zu Frauen wie Gilberte oder Albertine hat.

Dennoch bricht der Monumentalroman Marcel Prousts eine Lanze für homosexuelle und jüdische Figuren, indem er sie schlicht thematisiert und auftreten lässt.

André Gide: Die Falschmünzer.

Der französische Schriftsteller André Gide erhielt 1947 den Literaturnobelpreis. Er schrieb zum Beispiel „Die Falschmünzer“, „Die Verliese des Vatikans“ oder „Der Immoralist“.

In „Die Falschmünzer“ geht es um eine Konstellation von drei Personen, zwei halbwüchsigen Männern und einem 38-jährigen Mann, die nach und nach alle eine Beziehung zueinander eingehen. Zunächst lernen sich in der Haupthandlung des verschachtelt und mit vielen Nebenhandlungen erzählten Romans Bernard und sein Freund und Klassenkamerad Olivier näher kennen.

Olivier fehlt es jedoch an Selbstvertrauen, und dieses sucht er sich bei dem älteren Edouard, mit dem er in die Berge verreist. Aus Enttäuschung geht der verlassene Bernard ein Verhältnis mit dem Grafen Passavent ein, einem oberflächlichen Modeschriftsteller, der aufgrund seines Snobismus und seines Zynismus keinen guten Einfluss auf den Jüngeren hat. Zuletzt geht auch Bernard ein Verhältnis mit Edouard ein, als er deprimiert ist, weil er keine Illusionen über den Grafen mehr hat.

Eine durchaus anspruchsvolle Lektüre also, die auch von zahlreichen Zitaten anderer Schriftsteller und Einschüben durchsetzt ist.

Jean Genet: Querelle.

Jean Genet war ein französischer schwuler Romanautor, Dramatiker und Dichter. Seine Werke sind autobiographisch eingefärbt und enthalten zum Beispiel Personen wie Zuhälter, Gefangene, Diebe und andere marginalisierte Personen. Genet hatte ein bewegtes Leben: Er desertierte aus dem Militärdienst, 1948 drohte ihm ein Prozess mit lebenslanger Haftstrafe, die durch die Briefe anderer Schriftsteller wie Sartre oder Cocteau an den französischen Präsidenten abgewendet werden konnte.

In „Querelle“, das im französischen Original etwas länger „Querelle de Brest“ heißt und 1927 erschien, geht es um den faszinierenden Matrosen Querelle, dem alle verfallen, die ihm begegnen. Mit seinem Schiff Vengeur gelangt Querelle nach Brest, wo er sich in ein Bordell namens Feria begibt. Querelle ermordet seinen ehemaligen Kollegen Vic, der ihm beim Drogenschmuggel geholfen hatte. Durch einen Bekannten lernt er Gil kennen, der vor der Polizei auf der Flucht ist. Querelle und Gil verlieben sich, doch Querelle hat andere Pläne…

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