„Madame Bovary“ von Gustave Flaubert

Gustave Flaubert: Madame Bovary. Gallimard 1972.

Der französische Schriftsteller Gustave Flaubert (1821, Rouen – 1880, Canteleu) schrieb seit seiner Jugend. Doch da er hohe Ansprüche an sein eigenes Schreiben hatte, veröffentlichte er seine Manuskripte zunächst nicht. Sein erstes gedrucktes Werk, „Madame Bovary„, erschien im Jahr 1858 in der Revue de Paris. Diesem Werk möchte ich mich heute widmen.

Doch zunächst noch etwas zu Flaubert selbst: Heute erscheint Gustave Flaubert als einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, der eine Schlüsselposition einnimmt, besonders angesichts von „Madame Bovary“, „Die Lehrjahre der Gefühle“ und des historischen Romans „Salambo“. Flaubert gilt als einer der großen Realisten der französischen Literatur neben Balzac und Stendhal.

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„Das Eis-Schloss“ von Tarjei Vesaas

Tarjei Vesaas: Das Eis-Schloss. Guggolz Verlag 2019.

Tarjei Vesaas wird in seinem Heimatland Norwegen zu den bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts gerechnet. Er war Romancier, Lyriker und Dramatiker (1897-1970) und wurde mehrmals für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen. Für „Das Eis-Schloss“ erhielt Vesaas 1964 den Preis des Nordischen Rates, den bedeutendsten Literaturpreis Skandinaviens. Eine Besonderheit seines Schreibens besteht darin, dass er seine Bücher auf Nynorsk verfasste, einer westnorwegischen Sprachvariante, die nicht dem klassischen Buchnorwegisch Bokmål entspricht.

In „Das Eis-Schloss“ schreibt Vesaas über zwei elfjährige Mädchen, Unn und Siss. Unn kommt als Waisin neu in ein kleines Dorf, kurz nachdem ihre Mutter gestorben ist. Wo ihr Vater sich aufhält, lässt sich nicht ermitteln, da sie ihn nicht kennt. So wird Unn bei ihrer Tante, der Schwester ihrer Mutter, untergebracht.

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„Dann schlaf auch du“ von Leïla Slimani

Leïla Slimani: Dann schlaf auch du. btb 2018.

Leïla Slimani, von der ich bereits vor Kurzem „Alles zu verlieren“ gelesen habe, gewann für „Chanson douce“, in deutscher Übersetzung „Dann schlaf auch du“, 2016 den renommiertesten Literaturpreis Frankreichs, den Prix Goncourt. Grund genug, diesen Roman zu lesen, in dem eine Nanny außer Rand und Band gerät.

Die Erzählerin beginnt den Roman mit einem erzäherlischen Kniff: Sie weiht ihre Leserinnen und Leser gleich zu Beginn des Textes in das Ende der Geschichte ein, verrät sozusagen den Ausgang der Geschichte, der darin besteht, dass die Kinder der Familie Massé tot sind. Das Kindermädchen hat sie umgebracht. Von nun an wird die Aufmerksamkeit der Leserinnen und Leser sich darum drehen, wie es zu dieser absoluten Horrortat kommen konnte.

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„Der Fremde“ von Albert Camus

Albert Camus: Der Fremde. rororo 1996.

Nachdem ich zuletzt „Die Pest“ von Albert Camus gelesen habe, habe ich nun zu einem weiteren Klassiker desselben Autors gegriffen. „Der Fremde“ (im Original „L’étranger“), 1942 bei Gallimard in Paris erschienen, ist Albert Camus‘ erster Roman und wurde zu einem der weltweit meistgelesenen französischen Romane, nach „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry und „20.000 Meilen unter dem Meer“ von Jules Vernes. Der Roman ist Teil des cycle de l’absurde, zu dem auch „Der Mythos des Sisyphus“ und die Theaterstücke „Caligula“ und „Das Missverständnis“ gehören. Das Buch bedeutete den schriftstellerischen Durchbruch für Albert Camus und wurde in Frankreich eine schriftstellerische Sensation.

Was mich an diesem Text sofort gefesselt hat, war die Haltung des Erzählers namens Meursault. Es handelt sich um einen introvertierten Mann, der über große Teile der Handlung teilnahmslos und weitgehend gleichgültig auf die Ereignisse, die ihm zustoßen, reagiert.

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„Die Pest“ von Albert Camus

Albert Camus: Die Pest. rororo 1998.

Aus aktuellem Anlass habe ich mir die Lektüre eines Roman-Klassikers vorgenommen, der gerade angesichts der zur Corona-Krise passenden Thematik eine Renaissance feiern kann, nämlich „Die Pest“ von Albert Camus. Der Roman handelt vom Ausbruch einer Pest-Epidemie in der Stadt Oran in Algerien in dem Jahr 194… und war bereits kurz nach seiner Veröffentlichung im Jahr 1947 ein großer Erfolg. Die Zeit der Handlung, die in die 40er Jahre des 20. Jahrhunderts fällt, ist bewusst etwas im Vagen gelassen.

Im Zentrum des Buches steht Dr. Rieux, der sich ganz im Sinne von Camus‘ Philosophie der Absurdität des Schicksals stellt und als Arzt den Kampf gegen die Pest aufnimmt. Ihm zur Seite stehen die beiden Herrn Tarrou und der Journalist Rambert, die sich im Laufe der Pest beide in den Sanitätstrupps engagieren.

Die Pestepidemie beginnt ganz leise und harmlos: Zunächst sterben einige wenige Ratten, dann finden sich immer mehr tote und blutende Ratten auf den Bürgersteigen, in den Straßen und den Häusern der Stadt Oran. Schließlich müssen die Ratten massenweise zur Seite geschafft werden. Nach diesem noch nicht auffälligen Auftakt beginnt die Epidemie, auf den Menschen überzuspringen.

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„Von dieser Welt“ von James Baldwin

James Baldwin: Von dieser Welt. dtv Literatur.

James Baldwin wurde 1924 in Harlem, New York geboren. Seine Mutter verließ seinen leiblichen Vater, weil dieser Drogen konsumierte. Sie zog nach Harlem und heiratete dort den baptistischen Priester David Baldwin, mit dem sie acht Kinder hatte. Auch James Baldwins Stiefvater brachte einen Sohn aus einer früheren Ehe mit in die Ehe, der neun Jahre älter als James war. Die Familie war arm und sein Stiefvater, auf den James in seinen Essays als Vater Bezug nimmt, behandelte James vehementer als seine Geschwister.

Im Jahr 1953 erschien James Baldwins Debütroman, ein halbautobiographischer Bildungsroman über das Großwerden in einem religiösen Umfeld als schwarzer Sohn eines baptistischen Priesters. Der Roman „Go Tell It On the Mountain“ wurde zunächst als „Gehe hin und verkünde es vom Berge“ (1966, Jürgen Manthey) ins Deutsche übersetzt. In der neueren Übersetzung, die diese Rezension bespricht, lautet der deutsche Titel „Von dieser Welt“ (2018, Miriam Mandelkow), er wurde also im Vergleich zum englischen Original deutlich abgeändert.

Im Zentrum des stark autobiographischen Romans „Von dieser Welt“ steht der intelligente, sexuell unschlüssige Jugendliche John Grimes, der in den 1930er Jahren als nicht leiblicher Sohn vom Priester Gabriel Grimes in Harlem aufgezogen wird. Er wird schlechter behandelt als dessen leiblicher Sohn, Roy Grimes. Im Laufe des Romans, der stark von religiöser Terminologie und Sprache durchdrungen ist, lernen wir die Geschichte der Familie Grimes kennen.

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[Gedicht] #8 Der Musenberg

Die Musen küssen mich
Mit ihren sanften Lippen
Sachte wach. Sie zaubern
Eine Szene aus Goldstaub 
Und Silberpulver aufs Tapet.
Dort ruht der Hain, dort
Tanzt der Musenberg im 
Morgengrauen. Dort stolpert
leichten Schrittes Apoll in 
die Bühne. Sei bereit, sei
wachsam, sei tätig! Sei ein 
Künstler, mein Lieber, der 
Sich unaufhaltsam betätigt.
Schreite über den Musenberg
Und lass dich berauschen.
Trink den Wein, der dir
Inspirationen bringt und dich
Antreibt. So.