Volker Sielaff, 1966 in der Lausitz geboren, lebt als Lyriker und Publizist in Dresden. Seit 1990 veröffentlicht er Gedichte, Essays und Kritiken. „Barfuß vor Penelope“ ist bereits sein vierter Lyrikband.
Dieser Gedichtband lebt teilweise davon, dass er eine ganze Myriade von abendländischen philosophischen und literarischen Traditionen aufgreift – von mythologischen Figuren wie Odysseus, Kirke über die im Titel genannte Penelope bis hin zu den Figuren der Orestie – und neu verbindet. Es kommt durchaus vor, dass Hochkulturelles neben Banalem und Gewöhnlichem steht. Einen gewissen Willen, hin und wieder mit besonders innovativen Kombinationen zu provozieren kann man dem Dichter nicht absprechen.
Zu Penelope, die ihren Frust / wegwebt. Zu ihrer Lust auf den Bogen. Liebe zu Persern, Aischylos, /
zur Orestie. Zu Hannes Hegen, dem letzten Genie. Zum Spatz / in der Hose, zur Umkehrosmose. Liebe zu jedem Nebenarm von Elbe / und Spree, zu deinem Slip auf dem Kanapee.
Was die Form anbelangt, bleibt die Dichtung von Volker Sielaff weitgehend traditionell. Die Gedichte bestechen durch Binnenreime oder Kreuzreime, sie sind in Strophenformen, weitgehend Quartette, gegossen. Thematisch und motivisch deckt die Dichtung von „Barfuß vor Penelope“ eine sehr weite Bandbreite ab.
Guy de Maupassant, ca. 1888, fotografiert von Nadar.
Guy de Maupassant (mit vollem Namen: Henry René Albert Guy de Maupassant) wurde am 5. August 1850 auf dem Schloss Miromesnil bei Dieppe in der Normandie geboren. Was seinen Geburtsort betrifft, kursierten schon kurz nach seiner Geburt zwei Versionen – der Ort Fécamp und das Schloss Miromesnil.
Nach heutigen Erkenntnissen wurde Guy de Maupassant auf dem Schloss Miromesnil in der Gemeinde Tourville-sur-Arques geboren, das die Familie angemietet hatte. Doch bald gab es Gerüchte, dass der Junge in Wahrheit in Fécamp geboren worden sei und sich seine Mutter Laure erst nach der Geburt ins Schloss begeben habe, um dieses als falschen Geburtsort anzugeben.
Auch der Bruder Maupassants, Hervé, kam sechs Jahre später auf einem gemieteten Schloss zur Welt, in Grainville-Ymauville im Arondissement Havre. Es gab also in der Familie eine gewisse Vorliebe für herrschaftliche Anwesen.
Die Eltern
Die Eltern von Guy de Maupassant, Gustave und Laure de Maupassant, führten aufgrund der Liebesaffären des Vaters eine zerrüttete Ehe. Der Vater stammte aus einer alten normannischen Adelsfamilie, ruinierte sich aber durch seinen aufwändigen Lebenswandel. Als der Vater 1859 nach Paris ging, um dort als Bankangestellter zu arbeiten, trennte sich die Mutter kurz danach von ihm, wobei eine Scheidung aufgrund der Gesetzeslage nicht möglich war.
Laure, die sich um die beiden Kinder kümmerte, zog sich mit diesen in die Normandie in die von den Eltern erworbene Villa namens „Les Verguies“ in Étretat zurück, ein großes Gebäude aus dem 18. Jahrhundert mit weitläufigem Garten voller Bäume. Sie erhielt von ihrem Mann fortan eine jährliche Pension von 1600 Francs.
Eine literarische Erziehung
Guy den Maupassant, 7 Jahre alt.
Laure vermittelte ihrem Sohn Guy eine Vorliebe für Lyrik, indem sie ihm beispielsweise laut aus „Ein Sommernachtstraum“ und „Macbeth“ von William Shakespeare vorlas. Eines Abends rezitierte sie aus „Salambo“, nachdem Gustave Flaubert ihr ein Exemplar hatte zukommen lassen.
Der damals schon bekannte Schriftsteller Flaubert (1821-1880) war ein Freund der Familie. Denn Maupassants Mutter, eine geborene Le Poittevin, war die Schwester von Flauberts Jugendfreund Alfred Le Poittevin, einem Anwalt und Dichter (1816-1848), der mit nur 31 Jahren starb. Flaubert sollte auch für Guy de Maupassant noch eine zentrale Rolle spielen.
Die literarische Erziehung wurde ergänzt durch den Unterricht des Pfarrers Aubourg aus Etretat, der Guy und seinen Bruder Hervé in den Grundlagen der Grammatik, Arithmetik, des Katechismus und etwas Latein unterwies.
Freies Leben an der Küste und auf dem Land
Wenn der Unterricht vorbei war, zog es Guy nach draußen in die Natur und an den Strand. Dort spielte sich sein eigentliches Leben ab. Meistens war er allein unterwegs. Manchmal begleitete ihn Hervé, und sonntags kam seine Mutter mit. Hin und wieder war er auch in der Begleitung seines drei Jahre älteren Cousins Louis unterwegs, der Guys Leidenschaft für Gedichte und Literatur teilte. Laure bevorzugte ihren älteren Sohn, in dem sie einen Mann nach ihrem Sinn sah: intelligent, robust und dennoch empfindsam für die Kunst.
Guy begann bei seinen Spaziergängen Gespräche mit den Fischern. Manchmal nahm ein Fischer den „kleinen Maupassant“ („le petit Maupassant“) mit aufs Wasser. Je wilder das Meer ging, desto mehr gefiel ihm die Bootsfahrt. Als Jugendlicher konnte er bereits selbst ein Boot zu lenken. Später sollte er zu diesen frühen Abenteuern auf dem Wasser sagen: „Ich spüre, dass ich das Blut von Seeräubern in meinen Adern habe.“
Auch das normannische Hinterland mit seinen Apfelbaumwiesen, Teichen und Bauernhöfen zog Maupassant an. In den umliegenden Wäldern ging er einfach querfeldein. Er hörte den Bauern aufmerksamer zu als seinem Lehrer, dem Pfarrer Aubourg. Einmal wurden seine Mutter und er bei einem Spaziergang an der Küste von der steigenden Flut überrascht und mussten sich auf einen Felsen retten, um vor den Wellen zu fliehen. Guy war seiner Mutter dankbar, dass sie ihn frei die Natur erkunden ließ – „wie ein entlaufenes Huhn“ („comme un poulain échappé“).
Auch wenn die innige Mutter-Sohn-Beziehung und das freie Vagabunden-Leben auf dem Land und am Meer ewig so hätte weiter gehen können, wollte seine Mutter ihm einen ernsthafteren Unterricht zuteilkommen lassen als den des Pfarrers.
Der katholische „petit séminaire“
Sie sandte ihn im Alter von 13 Jahren zu diesem Zweck an das katholische Seminar („petit séminaire“) der Kreisstadt Yvetot, auf die er fortan als Internatsschüler ging. Seine Mitschüler stammten allesamt aus vornehmen und wohlhabenden Elternhäusern. Maupassant wurde das Leben in der engen, religiösen Umgebung – mit verpflichtenden Gebeten, erbaulicher Lektüre bei den Mahlzeiten und Evangelienrezitation – zwar bald zum Graus und zum Quell der Langeweile, doch er bewies guten Willen.
Unter dieser oberflächlichen Unterordnung schwelte die Auflehnung gegen die herrschende Odnung. Er fühlte sich eingesperrt in den Mauern des Seminars, wie in einem Gefängnis. Nur donnerstags brachen sie zu einem Spaziergang in die Umgebung auf, der allerdings von Lehrern strikt begleitet wurde.
Er empörte sich darüber, dass im Unterricht Victor Hugo und andere Dichter nicht behandelt wurden. Er wollte nämlich seinem Onkel, Alfred Le Poittevin, ähneln, der seine ganze Existenz der Dichtung gewidmet hat. Maupassant unternahm deshalb während der Schulzeit die ersten lyrischen Versuche, die seine Mutter mit Freude beobachtete, da sie Talent vermutete. Das Schreiben von Gedichten wurde für ihn zu einer Waffe gegen die Ödnis in der Schule, in der es anscheinend nur um Religion, Unterricht und Messen ging.
Immer mehr interessierte er sich in der Pubertät auch für die Frauen. Nach den Ferien in Etretat bedichtete er mit 17 Jahren in einer Versepistel aus Achtsilblern eine seiner Cousinen:
Vous m’avez dit: „Chantez des fêtes, Où les fleurs et les diamants S’enlacent sur les blondes têtes, Chantez le bonheur des amants.“ Mais dans le cloître solitaire Où nous sommes ensevelis, Nous ne connaissons sur la terre Que soutanes et que surplis.
Ihr sagtet mir: „Besingt Feste, Bei denen Blüten und Diamanten sich auf blonden Häuptern umschlingen, Besingt das Glück der Liebenden.“ Doch im einsamen Kloster, in dem wir bestattet sind, kennen wir auf Erden nur Soutanen und Chorhemden.
Guy de Maupassant
Das freche Gedicht machte in seiner Schulklasse die Runde und landete schließlich auf dem Tisch des Direktors. Maupassant war damit zu weit gegangen. Da er sich beschwerte, von Priestern umgeben zu sein, flog er wegen des heiklen Textes von der kirchlichen Schule.
Zwei Lehrmeister in Rouen
Seine Mutter war über diesen Rauswurf nicht wütend; denn sie konnte nachvollziehen, dass ihr poetisch veranlagter Sohn es nicht in einer Schule aushielt, die überhaupt kein Verständnis für Poesie aufbrachte. An Flaubert schrieb sie, ihr „armes Kind“ („pauvre enfant“) sei hinter den hohen Mauern erstickt.
Daraufhin kam Maupassant als Internatsschüler an das Lycée Corneille in Rouen. In dem staatlichen Gymnasium herrschte ein Geist der Freiheit. Hier hatte er gute Noten, fühlte sich wohl und konnte zudem ungestört seiner dichterischen Berufung nachgehen.
Louis Bouilhet, 1864, von Étienne Carjat (Bibliothèque national de France).
In Rouen betreute ein Jugendfreund seiner Mutter und Flauberts, Louis Bouilhet, ein Dichter und Dramatiker, der heute vergessen ist, die literarischen Anfänge Maupassants. Dieser gab ihm für seine Dichtung Ratschläge und korrigierte ungeschickte Ausdrücke. Guy de Maupassant, der von dieser Art der Anerkennung überwältigt war, verbrachte alle seine freien Tage bei Bouilhet.
Eines Tages lernte er über Bouilhet auch Flaubert persönlich kennen, den Autor von „Madame Bovary“ und „Salambo“. Dieser musste, weil es spät war, zurück nach Croisset, in seinen Wohnort vor Rouen. Auf dem Weg improvisierten die beiden Kameraden eine Farce im normannischen Patois, bei der Bouilhet als Ehemann witzige Kommentare mit seiner „Ehefrau“ Flaubert austauscht. Flaubert lud Guy daraufhin ein, ihn in seinem abgelegenen Heim am Seineufer zu besuchen.
Bei seinem ersten Besuch in Croisset gab Flaubert dem jungen Maupassant Ratschläge für sein literarisches Schaffen: Er wisse zwar nicht, ob er Talent habe, doch er habe eine gewisse Intelligenz. Talent erfordere jedoch Geduld: „Travaillez.“ („Arbeiten Sie.“) Offensichtlich hat ihm der Besuch gefallen. Denn er empfing Maupassant auch an weiteren Sonntagen, sodass er ihn bald seinen „Schüler“ („disciple“) nannte.
Gustave Flaubert, 1856, von Eugène Giraud.
Von einem Besuch zum anderen wurden die Anweisungen Flauberts präziser. So führte er zum Beispiel zum Thema Originalität aus:
Wenn man Originalität hat, muss man sie vor allen anderen Dingen freilegen; wenn man keine hat, muss man sie erwerben… Es geht darum, alles, was man ausdrücken möchte, lange genug und mit ausreichend Aufmerksamkeit zu betrachten, um daran einen Aspekt zu entdecken, der von niemandem zuvor gesehen und gesagt worden ist. Die kleinste Sache beinhaltet ein wenig Unbekanntes. (…) Auf diese Weise wird man originell.
Gustave Flaubert
Was der Meister nicht sagte, war, dass er der Auffassung war, Maupassant müsse eigentlich Prosa schreiben, wenn er Talent habe. Die Poesie hielt er nur für eine Gelegenheit, den Stil zu üben. Bouilhet dagegen war Anhänger davon, Maupassant auf dem Weg der Dichtung voranschreiten zu lassen. Mutter Laure sagte über die Anfänge ihres Sohnes: „Wenn Bouilhet fortgelebt hätte, hätte er aus Guy einen Poeten gemacht.“
Guy fragte sich in dieser Zeit, welcher Weg ihn zur Berühmtheit führen könnte. Doch beide seine Lehrer, Bouilhet und Flaubert, rieten ihm vor allem zu einer Sache – zu Geduld. Das Werke eines Schriftstellers oder Dinge habe nur dann einen Wert, wenn es lange Zeit gereift sei, fernab von der Öffentlichkeit. Im Juli 1869 starb Louis Bouilhet nach einer Krankheit. Plötzlich fehlte Maupassant einer seiner Lehrer, die ihm zum Ruhm begleiten sollten. Gleichzeitig legte er Ende Juli 1869 sein Baccalauréat ès lettres ab, den Abschluss des französischen Lycée.
Der Deutsch-Französische Krieg
Im Oktober schrieb er sich für ein Jura-Studium in Paris ein. Doch die universitären Kurse interessierten ihn weniger als das politische Leben in der Hauptstadt. Die Kaiserherrschaft sah sich einer immer heftigeren republikanischen Opposition gegenübergestellt. Maupassant las mit Freude die Pamphlete in der Presse.
Im Juli 1870 forderte die öffentliche Meinung in Paris den Krieg mit Preußen. Am 16. Juli wurde der Krieg erklärt. Guy de Maupassant verpflichtete sich mit 20 Jahren freiwillig als Soldat, ohne abzuwarten, dass er eingezogen wurde.
Le siège de Paris von Ernest Meissonier.
Im Krieg erlebte er die Niederlage und die Besetzung Frankreichs durch die Deutschen mit. Am 28. Januar 1871 wurde ein Waffenstillstand unterzeichnet. Fankreich musste das Elsass und einen Teil Lothringens abtreten sowie eine Kriegsstrafe von fünf Milliarden Goldfranc bezahlen. Ab November 1871 war Maupassant kein Soldat mehr.
Die Arbeit im Marineministerium
Nach Kriegsende 1871 führte Maupassant sein Studium nicht fort, obwohl er gern weiter studiert hätte. Doch dafür reichte sein Geld nicht, eine Pension von 110 Francs, die sein Vater Gustave ihm monatlich zahlte. Stattdessen musste Maupassant einen Broterweb annehmen. Er begann Anfang 1872 auf Vermittlung seines Vaters und Gustave Flauberts, als Angestellter im Marineministerium in Paris zu arbeiten.
Nach anfänglicher Euphorie verabscheute er bald die eintönige Arbeit, bei der er sich von mittelmäßigen Bürokraten umgeben sah. Er fühlte sich intellektuell überlegen und erneut wie in einem Gefängnis, in welchem er zu ersticken drohte. Dennoch forderte er seine Vorgesetzten nicht heraus, sondern bemühte sich – wie schon in der katholischen Schule von Yvetot – gefügig zu wirken.
Niemand an seinem Arbeitsplatz in der Rue royale bemerkte, dass sich hinter dem höflichen Maupassant ein heimlicher Aufrührer versteckt. Die bürokratische Arbeit findet in einigen seiner Novellen ihren Niederschlag, etwa in „L’Héritage“ und „La Parure“.
Rudern auf der Seine und andere Vergnügungen
Neben dem Broterwerb ging Maupassant seiner liebsten Freizeitbeschäftigung nach, nämlich an Samstagen, Sonn- und Feiertagen auf der Seine Ruderboot zu fahren und im Fluss zu baden. Am Ufer der Seine fand er einige gleichgesinnte Freunde, die mit ihm die Neigung zu Wasserabenteuern, Vergnügungen neben dem Wasser und zu anzüglichen Witzen und Frauengeschichten teilten.
Bald bildeten die Freunde eine Gruppe von fünf jungen Männern, darunter Robert Pinchon und Léon Fontaine, deren einzige Regel die absolute Freiheit war und zu deren Anführer sich Maupassant aufschwang. Sie lachten, tranken, aßen, tanzten, schäkerten.
Wenn sie nicht ruderten, hielten sie sich in Schankbetrieben („cabarets“) am Flussufer auf, wobei Maupassant den Badebetrieb „La Grenouillère“ („Froschtümpel“) bevorzugte, in dem auch impressionistische Künstler verkehrten. Dieses Lokal kommt in zahlreichen seiner Novellen vor, zum Beispiel in „Yvette“, „Mouche“ sowie „La femme de Paul“.
Die Kumpanen wechselten regelmäßig die Frauen und erzählten sich hernach ihre Liebesgeschichten. Bei einer dieser Affären steckte sich Maupassant 1877 mit der Syphilis an, die damals noch nicht behandelt werden konnte. Seinem Freund Robert Pinchon gestand er eines Tages: „J’ai la vérole. – Ich habe die Syphilis, ja, die echte Syphilis, nicht den elenden Tripper, (…) nein, nein, die große Syphilis, diejenige, an der François I. gestorben ist. Und ich bin darauf stolz, verdammt, und ich verachte vor allen Dingen die Spießbürger. Halleluja, ich habe die Syphilis, folglich habe ich keine Angst mehr, sie zu bekommen.“
Die Freunde feierten ihre nicht gesellschaftskonformen Ausschweifungen regelrecht: Sie gründeten die „Société des Crépitiens“, benannt nach dem Gott Crépitus, der sich in Flauberts Roman „Die Versuchung des heiligen Antonius“ („La Tentation du saint Antoine“) durch unpassendes Verhalten auszeichnete. Daraus wurde bald die „Société des Maquereaux“ („Gesellschaft der Zuhälter“), laut Edmond de Goncourt eine Gemeinschaft „obszöner Ruderer“.
Literarische Tätigkeit
Neben seinem Beruf betätigte sich Guy de Maupassant weiterhin literarisch, jedoch lange Zeit, ohne etwas von seinen Versuchen in verschiedenen Gattungen – Erzählungen, Lyrik und Theaterstücke – zu veröffentlichen. Er probierte sich in der Dichtung, verfasste Theaterstücke, doch auf die Dauer reüssierte er vor allem mit seinen rund 260 Novellen. Seine Mutter gab ihm bisweilen die Themen für seine Geschichten vor.
Gustave Flaubert war ihm bei seiner literarischen Tätigkeit ein väterlicher Freund und Ratgeber, der seine Anfänge im Journalismus und der literarischen Welt begleitete. Er empfahl ihm Lektüren, forderte ihn dazu auf, sich der Kunst zu widmen, las und korrigierte seine Manuskripte und trug ihm sogar einige Recherchen für seinen Roman „Bouvard und Pécuchet“ auf.
Flaubert war überzeugt davon, dass der „junge Mann“ Talent besaß, aber noch mehr arbeiten musste, um eine literarische Karriere machen zu können. Er warf ihm vor, zu viel Zeit mit Bettgeschichten, Gelagen und Rudern zu vergeuden. Flaubert brachte Maupassant außerdem die genauen Anforderungen der realistischen Weltbetrachtung bei, d. h. die präzise und anspruchsvolle Beschreibung des Gesehenen und Erlebten bis in die kleinsten Details.
Durch seinen Ziehvater erhielt Maupassant Zugang zu Pariser Literatenkreisen, etwa zu dem Naturalisten Émile Zola (1840-1902), zu dem Schriftsteller Alphonse Daudet (1840-1897), zu dem russischen Schriftsteller Iwan Turgenew (1818-1883) und zu dem Schriftsteller und Kritiker Edmond de Goncourt (1822-1896). Für all die Literaten war Maupassant zunächst nicht mehr als der Schützling Flauberts, ein junger Mann aus der Normandie, der literarische Ambitionen hegte, sich aber noch nicht bewiesen hatte.
Wechsel ins Bildungsministerium
Unter dem Pseudonym Guy de Valmont publizierte Maupassant Erzählungen, Gedichte und literarische Artikel sowie Kolumnen in Zeitungen und Zeitschriften, zum Beispiel in „Le Gaulois“ und in „Gil Blas“. Vermittelt wurden ihm die Kontakte zu den Zeitungen durch Flaubert. Die Kolumnen, von denen er jeden Monate zahlreiche schrieb, behandelten die verschiedensten Themenbereiche von der Literatur über das gesellschaftliche Leben bis hin zur Politik.
Anfang der 1870er Jahre glaubte er noch, für die Poesie bestimmt zu sein. Die Gedichte, die er in dieser Zeit verfasste, erschienen gesammelt in seinem Werk „Des vers“ (1880), welches Flaubert gewidmet ist.
Der Schriftsteller und Dichter Catulle Mendès (1841-1909), der zu den Parnassiens gehörte, wollte ihn für die Freimaurerei gewinnen, da er Maupassant zunehmend schätzte. Doch dieser lehnte ab:
Aus Egoismus, Gemeinheit oder Eklektizismus möchte ich niemals an eine politische Partei welcher Art auch immer, an eine Religion, an eine Sekte, an eine Schule gebunden sein; niemals in eine Vereinigung eintreten, die bestimmte Lehren verkündet, mich nicht vor einem Dogma beugen, vor einer Gebühr und einem Prinzip, und dies einzig dafür, um mir das Recht zu bewahren, darüber Schlechtes sagen zu können. (…) Ich habe Angst vor der kleinsten Kette, ob sie nun von einer Idee oder einer Frau kommen möge.
Brief von Maupassant an Catulle Mendès
Dieser Freiheitsdrang bezog sich auch auf literarische Schulen. Maupassant weigerte sich, sich den Naturalisten anzuschließen. Dennoch wurde er Teil der Entourage von Émile Zola. Immerhin versprach die Nähe zu dem Erfolgsautor und der naturalistischen Bewegung, die en vogue war, willkommene Aufmerksamkeit.
Am 16. April 1877 fand ein Diner von jungen Autoren statt – Paul Alexis, Henry Céard, Léon Hennique, J.-K. Huysmans, Octave Mirabeau und Guy de Maupassant -, bei dem Flaubert, Zola und Goncourt eingeladen waren.
Das literarische Abendessen fand Widerhall in der Presse und die bislang unbekannten Autoren galten durch ihre Zusammenkunft mit den Meistern des Realismus und des Naturalismus plötzlich als Namen, die man sich merken musste. Ein erfolgreicher Abend also!
Auch das Ministierum wusste inzwischen, dass der dort Angestellte Maupassant sich hinter dem Journalisten-Pseudonym Guy de Valmont verbarg und dass er zudem in seiner freien Zeit mit Naturalisten verkehrte. Weil diese aber als politisch links angesehen wurden, sah man die literarischen Umtriebe Maupassants im traditionell konservativen Marineministerium mit Unbehagen, auch wenn Maupassant selbst sich eigentlich weder als links noch als rechts eingeordnet hätte.
Auch die Qualität der Arbeit von Maupassant im Ministerium ließ nach, weshalb sein Arbeitsumfeld zunehmend feinselig wurde. Und so ergriff der Schriftsteller die Gelegenheit, als sie sich nach einem Regierungswechsel bot, ins Bildungsministerium („ministère de l’Instruction publique“) zu wechseln, wo er seiner Meinung nach mehr in seinem Element sein würde. Flaubert half ihm dabei, den Posten in der Rue de Grenelle zu bekommen.
Seine Gesundheit verschlechterte sich in dieser Zeit zunehmend: 1877 klagte er über Kopfschmerzen und Schwindel, weshalb er einige Monate in der Schweiz verbrachte, um sich zu erholen. Die Ärzte diagnostizierten ein Rheuma, das seinen Bauch, sein Herz und seine Haut angreife. Laut den Medizinern hatten seine Gesundheitsprobleme nichts mit der Syphilis-Infektion zu tun.
An den Sonntagen ging er weiter auf der Seine rudern, wobei jeder Ausflug mit einer Frauengeschichte endete. Doch die Begeisterung für das Rudern ließ nun etwas nach. Seine freie Zeit widmete er stattdessen dem Schreiben.
Unter verschiedenen Pseudonymen (Guy de Valmont, Maufrigneuse, Joseph Prunier) veröffentlichte er Beiträge, Kolumnen und Gedichte in diversen Zeitungen und Zeitschriften, zu denen er dank Flaubert Zugang erhalten hatte. Als Dank für diese Zuwendung widmete Maupassant seinem Lehrer und Meister am 22. Oktober 1876 in der „République des lettres“ eine ausführliche Studie, die den Gewürdigten wirklich berührte: „Sie haben mich mit einer kindlichen Zartheit behandelt.“
Verletzung der Sitten
Als in der „Revue moderne et naturaliste“ eines seiner Gedichte mit dem Titel „Une fille“ erschien, welches drei Jahres zuvor unter dem Titel „Au bord de l’eau“ in „La République des lettres“ von Catulle Mendès publiziert worden war, kam es zu einem kleinen Skandal. Der Unterpräfekt von Etampes, wo die Zeitschrift „La Revue moderne et naturaliste“ gedruckt wurde, war der Ansicht, es handele sich um ein Gedicht, welches die guten Sitten verletze, und verständigte die Justizbehörden.
Maupassant wurde also 1880 wegen des „Verstoßes gegen die öffentliche und religiöse Moral und gegen die guten Sitten“ („outrage à la moralité publique et religieuse et aux bonnes mœurs“) angeklagt und verhört – wie 1857 Gustave Flaubert wegen der Veröffentlichung des Romans „Madame Bovary“. Flaubert wurde damals durch den Prozess erst richtig bekannt. Doch Maupassant sorgte sich vor allem um seinen Arbeitsplatz im Ministerium und seinen Ruf. Er ersuchte Flaubert, ihm bei der Abwehr der Anklage zu helfen.
Und tatsächlich: Eine Woche nachdem sich der berühmte Schriftsteller aus Croisset in der Causa für seinen Schüler öffentlich in „Le Gaulois“ stark gemacht hatte, wurde die Anklage fallengelassen und das Verfahren eingestellt. Glück gehabt! Die Aufregung brachte Maupassant Bekanntheit und Renommee. Doch zugleich machte seine Gesundheit Maupassant sorgen: Er littt an einer Nervenkrankheit im Rückenmark, die zu einer Lähmung im Auge, Herzproblemen und Haarausfall führte. Manchmal hatte er Halluzinationen.
„Boule de suif“ und der literarische Durchbruch
1880 erlebte Guy de Maupassant seinen literarischen Durchbruch, als er die psychologische und sozialkritische Novelle „Boule de suif“, zu Deutsch „Fettklößchen“, veröffentlichte, die während dem Französisch-Preußischen Krieg spielt und ihm einen sofortigen und herausragenden Erfolg bescherte.
Sein Förderer Gustave Flaubert nannte Maupassants Novelle ein „Meisterwerk der Komposition, der Komik und der Beobachtung“, außerdem lobte er die originelle Konzeption und den hervorragenden Stil. Die Novelle erschien in dem Sammelband antimilitaristischer Erzählungen mit dem Titel „Les soirées de Médan“. Den Band versammelte Erzählungen der fünf jungen Schriftsteller Maupassant, Huysmans, Céard, Alexis und Hennique, dazu kam ein Beitrag des gewichtigen Naturalisten Zola.
„Boule de suif“ spielt nach der Niederlage der französischen Truppe gegenüber der preußischen Armee in der Normandie. Eine Reisegesellschaft, bestehend aus allen Schichten, Adligen, Bürgern, Kaufleuten, zwei Nonnen, einer Prostituierten – wegen ihrer rundlichen Formen „Boule de suif“, Fettklößchen, genannt – und einem Demokraten, macht sich in einer Kutsche auf die Reise nach Rouen. In Tôtes übernachten sie.
Ein deutscher Offizier, der in derselben Unterkunft nächtigt, untersagt den Reisenden die Weiterfahrt, solange bis die Dirne mit ihm geschlafen hat. Zunächst weigert sich Boule de suif, doch die Bourgeois der Reisegesellschaft reden ihr mit allen Mitteln ins Gewissen. Sie sind der Ansicht, dass sie, die es auch mit anderen Männern treibt, nun nicht die Vorsichtige, Patriotische spielen könne.
Mit historischen und religiösen Beispielen weiblicher Tapferkeit überreden sie Boule de suif, dem Wunsch des deutschen Offiziers nachzukommen. Als die Kutsche am nächsten Tag abfahren kann, da Boule de suif ihrer Pflicht nachgekommen ist, grenzt die Reisegesellschaft sie aus ihren Reihen aus. Nur der Demokrat stimmt, um sie zu rächen, in der Kutsche die Marseillaise an, die die Bürger und die Adligen verstimmt.
Flaubert war der Ansicht, dass „Boule de suif“ die übrigen Erzählungen des Sammelbandes „Les Soirées de Médan“ bei weitem übertraf. Die Literaturkritik war geteilter Auffassung über den Band, doch beim Publikum reüssierte er. Nach dem Erfolg von „Boule de suif“ widmete sich Guy de Maupassant ganz der erzählerischen Gattung.
Tod von Gustave Flaubert
Am 8. Mai 1880 erhielt Guy de Maupassant eine Depesche von Caroline Commanville: „Flaubert hatte Schlaganfall. Hoffnungslos. Fahren um sechs Uhr los. Kommen Sie, wenn möglich.“ Zwei weitere Telegramme aus Rouen bestätigten die Nachricht. Erschüttert von der Nachricht, machte sich Maupassant zum Zug auf, wo er das Paar Commanville traf. In Croisset fanden sie nur noch die Leiche Flauberts vor. Alles hatte sich sehr schnell abgespielt.
Maupassant stellte sich nun die Frage, wer ihm von nun an helfen würde, wo Flaubert nicht mehr da war. Er fühlte sich, wie er einigen Zeitgenossen, etwa Iwan Turgenew, gestand, nach dessen Tod von Flaubert wie verfolgt: „Seine Stimme verfolgt mich, Sätze kommen wir wieder in Erinnerung, seine verschwundene Zuneigung scheint mir die Welt um mich herum leer gemacht zu haben.“
Nach dem Tod von Flaubert nahm er drei Monate Urlaub von seinem Beruf im Bildungsministerium. Immer wieder hatten ihm zuvor bereits die Zeitschriften und Zeitungen angeboten, dass er bei ihnen arbeiten könnte. Doch aus der Überlegung heraus, dass er finanzielle Sicherheit wollte, lehnte Maupassant diese Angebote ab. Nach den drei Monaten Urlaub mochte er seine neu gewonnene Freiheit allerdings nicht mehr gegen die bürokratische Papierarbeit eintauschen.
Er entschied sich, das Risiko einzugehen und die Arbeitsstelle im Ministerium zu kündigen. Von nun an lebte er ganz vom Schreiben. Zu dieser Zeit plagten ihn Augenprobleme, Migräne und von Zeit zu Zeit Herzbeschwerden. Doch Maupassant arbeitete wie ein Verrückter. Er überschwemmte die Zeitungen und Zeitschriften mit seinen Beiträgen und Kolumnen. Daneben schrieb er an seinen Erzählungen und Romanen. Die Novelle „La Maison Tellier“ etwa war ein riesiger Erfolg, wodurch er ermutigt wurde, seinen Arbeitseifer noch zu steigern.
Die Erzählung handelt von einer Gruppe von Prostituierten und einer Zuhälterin aus der Stadt, die zu einer Erstkommunion aufs Land fahren, wo sie die als fromme Gäste an der religiösen Feier teilnehmen. Die Landbewohner ahnen nichts von der wirklichen Berufung der sechs fein herausgeputzten Städterinnen. Als sich einer Schreier nach der kirchlichen Zeremonie über die Frauen hermachen will, gibt sich die Zuhälterin entrüstet und drängt zum Aufbruch. Zurück in der Stadt empfangen die Damen wieder Freier, ehrbare Bürger aus Fécamp, die bereits auf ihre Rückkehr gewartet haben.
Romane, Motive und Ästhetik
In den Jahren 1880 bis 1890 schrieb er sechs Romane, die vom Publikum mehrheitlich positiv aufgenommen wurden. Seine bekanntesten Romane sind seine ersten beiden Romane, nämlich „Ein Leben“ bzw. „Ein Menschenleben“ (frz. „Une vie“, 1883) und „Bel-Ami“ (1885). Die weiteren Romane heißen „Mont-Oriol“ (1887), „Pierre et Jean“ (1888), „Stark wie der Tod“ („Fort comme la mort“, 1889) und „Unser Herz“ („Notre coeur“; 1890). Ab Mitte der 80er-Jahre ergänzte Maupassant seinen Gegenwartsstoffen durch phantastische Motive.
Als Schüler Flauberts teilte Maupassant dessen abgründigen Pessimismus. In seinem Wirken konfrontiert er immer wieder verschiedene soziale Milieus miteinander. Auch sexuelles Begehren und Eifersucht sowie der Widerspruch von moralischem Sein und Schein spielen eine wiederkehrende Rolle. Darüberhinaus thematisiert er immer wieder Angstgefühle und Depressionen. Der Preussisch-Französische Krieg, in dem er selbst gekämpft hat, wird ebenfalls immer wieder zum Gegenstand seiner Literatur gemacht.
Maupassant hat kein zusammenhängendes Programm und auch keine Ästhetik veröffentlicht, sodass seine literarischen Überzeugungen aus Voworten gewonnen werden müssen. (Wanning 1998) Für Maupassant soll der Künstler die Wirklichkeit manipulieren, indem er aus einer großen Menge Details aus der Realität ein neues Wirklichkeitsmodell erstellt, das den Anschein vollständiger Wirklichkeit erweckt und die Realität sogar noch übertrifft. Maupassant bezeichnete diese Vorgehensweise als „wahr machen“: „Faire vrai consiste donc à donner l’illusion complète du vrai…“ (Maupassant, Le Roman, zitiert nach Wanning 1998, 95).
Im Vorwort zu „Pierre et Jean“ unterscheidet Maupassant den klassischen „roman d’analyse“ von dem modernen „roman objectif“. Letzteren möchte er selbst schreiben. (Wanning 1998) Der „roman d’analyse“ soll gefallen und bewegen, der „roman objectif“ zum Denken anregen. Der „roman d’analyse“ stellt Ausnahmeerscheinungen dar und zeichnet sich durch Höhe- und Wendepunkte sowie Effekte und Krisen aus. Der „roman objectif“ hingegen stellt die Wahrheit und alltägliche Ereignisse dar. Er wählt natürliche Übergänge und den Normalzustand.
„Bel-Ami“
Louis Pascal, inspiriert von Bel-Ami, gemalt von Henri de Toulouse-Lautrec. (1891)
Beispielhaft soll hier der Roman „Bel-Ami“ vorgestellt werden, der nach seiner Veröffentlichung im Jahr 1885 einen außergewöhnlichen Erfolg erlebte und von dem innerhalb von zwei Jahren 50 Auflagen erschienen sind.
Der Roman handelt vom gesellschaftlichen Aufstieg des Georges Duroy im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Duroy, ein ehemaliger Unteroffizier, inzwischen mittelos geworden, macht sich nach Paris auf und trifft dort auf seinen früheren Kameraden Forestier.
Forestier, der mittlerweile für die Zeitung „La vie française“ arbeitet, verschafft Duroy eine Stelle als Journalist, doch dieser merkt bald, dass ihm das Talent zum Schreiben fehlt. Forestier führt seinen Freund in die Gesellschaft von Paris ein. Trotz dessen mangelhaften geistigen Gaben sind die Damen der höheren Gesellschaft von Duroys Charme entzückt – und so wird er unter dem Spitznamen Bel-Ami bekannt.
Mit seinen Verführungskünsten, der Unterstützung der Gesellschaftsfrauen und Intrigen gelingt es es Duroy, sozial aufzusteigen. Er verführt die Tochter des Zeitungsherausgebers Walter, eines der reichsten Männer von Paris. Durch die Ehe mit ihr wird er zum geachteten Mann und bekommt einen Posten als Chefredakteur einer angesehenen Pariser Zeitung.
Krankheit und Ende
Nach dem Jahr 1890 holten Maupassant seine gesundheitlichen Probleme ein. Er hatte im Jahr 1891 Zahnschmerzen, die Grippe und Migräne, seine Augen funktionierten ebenfalls nicht, wie sie sollten. Außerdem hatte er Halluzinationen. Der Doktor meinte zu ihm, er habe in den vergangenen zehn Jahren zu viel gearbeitet.
Seine schriftstellerische Tätigkeit kam nicht mehr voran, auch lesen kann er nicht mehr. „Gott, was habe ich das Leben satt“, schrieb er zu dieser Zeit. Seine Beschwerden wie gelähmte Augen, Sehstörungen, Schwindel, Nervenschäden waren wohl auch die Folgen seiner Syphiliserkrankung.
Sein begonnener Roman „L’Angélus“ sollte unvollendet bleiben. Zu einem befreundeten Dichter sagte er bei einem Besuch, er werde sich umbringen, wenn der Roman nicht in einigen Monaten abgeschlossen sei. Auch das erste Kapitel des Romans „L’Âme étrangère“ hat er verfasst. Zur Erholung machte er Kuren, fuhr in Frankreich herum und verbrachte Zeit in Cannes. Auch mit Frauengeschichten und Dorgen, Äther und Morphium, versuchte er, seine Leiden zu lindern.
Doch all diese Versuche, den Schmerzen zu entkommen, führten nicht ans Ziel. Er hatte dem Schriftsteller und Journalisten Hughes Le Roux gesagt: „Ich denke mit an den Suizid (…).“ Die behandelnden Ärzte waren nun der Auffassung, er habe eine Meningoenzephalytis, deren Ursprung in der Sypilis läge, nachdem sie lange zwischen einer Geschlechtskrankheit und einer Neurose gezögert hatte.
Die Krankengeschichte der Familie Maupassant liest sich schwerwiegend: Seine Mutter hatte eine Nervenschwäche, sein Bruder Hervé war einer allgemeine Lähmung zum Opfer gefallen, sein Onkel Alfred Le Poittevin war im Alter von 32 Jahren gestorben.
Am 14. Dezember 1891 verfasste Guy de Maupassant sein Testament. Nachdem er Weihnachten noch einmal mit seiner Mutter verbracht hatte, unternahm er einen – gescheiterten – Selbstmordversuch. Danach galt er wegen seiner geistigen Umnachtung als Gefahr für sich selbst und für andere.
Er wurde in die Pariser Klinik des Doktors Blanche eingewiesen, in dessen Behandlung sich prominente Personen mit psychischen Problemen begaben. In der Klinik nahmen die Halluzinationen und die wahnhaften Zustände zu. Obwohl alles unternommen wurde, um den Medienrummel gering zu halten, bekam die Presse Wind vom Zustand Maupassants. Im Juni 1893 hatte er Krampfanfälle, woraufhin die Ärzte bereits sein Ende vermuteten. Der athletische Frauenheld und geniale Schriftsteller von einst war nur noch ein Schatten seiner selbst. Er fiel ins Koma, wachte wieder daraus aus.
Am 6. Juli 1893 starb Maupassant im Alter von 42 Jahren. Sein umfangreiches Werk war innerhalb von nur zehn Jahren zu Papier gebracht worden, während der Autor ein Leben zwischen Frauen, Bootsfahrt, Reisen und Krankheit führte. Überraschenderweise fand seine Beerdigung am 8. Juli sehr konventionell in einer Kirche statt, zu der seine Freunde in großen Zahlen kamen. Seine Mutter und sein Vater nahmen an der Bestattungszeremonie nicht teil.
Maupassant, Guy de (1994): Boule de suif. (Reclam Fremdsprachentexte), hrsg. von Helmut Keil. Stuttgart/Ditzingen: Reclam Verlag.
Kessler, Helmut (1966): Maupassants Novellen: Typen und Themen. (Archiv für das Studium der Neueren Sprachen und Literaturen, Beiheft 2) Braunschweig: Georg Westermann Verlag.
Troyat, Henri (1989): Maupassant. (Grandes Biographies Flammarion) Paris: Flammarion.
Ulbricht, Arne ( 2017): Maupassant: Biografischer Roman. Berlin: Klak Verlag.
Wanning, Frank (1998): Französische Literatur des 19. Jahrhunderts. (Uni Wissen) Stuttgart/Düsseldorf/Leipzig: Ernst Klett Verlag.
Léo Malet/Emmanuel Moynot/François Ravard: Die Ratten im Mäuseberg. Schreiber und Leser.
Nach einem 1955 erstmals erschienenen Krimi des Schriftstellers Léo Malet haben der Zeichner François Ravard und der Szenarist Emmanuel Moynot den Comic „Die Ratten im Mäuseberg“ aus der Reihe um den Privatdetektiv Nestor Burma als Comic umgesetzt. Heraus kommt der neunte Fall des Schnüfflers Burma – ein kurzweiliger und unterhaltsamer Band mit überaus überraschendem Ende.
In der nächsten Zeit wird auf meinem Blog ein kleiner Schwerpunkt auf dem französischen Schriftsteller Guy de Maupassant (1850-1893) liegen. Eingeläutet wird dieser durch ein Interview mit dem Maupassant-Freund und -Kenner Arne Ulbricht, der einen biographischen Roman über dessen Leben verfasst hat.
In seinem sehr gut recherchierten Roman erzählt Arne Ulbricht, der in Teilzeit als Lehrer für Französisch und Geschichte arbeitet und nebenbei seit 1997 Bücher schreibt, wie Maupassant zum Schriftsteller wurde. Er berichtet in unterhaltsamer Weise, mit viel wörtlicher Rede, aus dem Leben des jungen Mannes bis ins Jahr 1880, als die Novelle „Boule de suif“ erschien und sein Lehrer und literarischer Patron Gustave Flaubert starb.
Der Roman ist auf Deutsch („Maupassant: Biografischer Roman“, Klak Verlag, 2017) und auf Französisch („Cette petite crapule de Maupassant“, Les Éditions du Sonneur, 2019) erschienen.
Promenades littéraires: Lieber Herr Ulbricht, Sie haben einen biographischen Roman über Guy de Maupassant verfasst. Wie kamen Sie zu diesem Thema?
Arne Ulbricht: Dank meines Französischlehrers. Das war noch ein wahrer Überzeugungstäter, der uns wirklich begeistert hat. Die Novelle „Le Vagabond“ hat mich damals – ich war 18 – tief bewegt. Während meines Studiums habe ich dann einen Maupassant-Band nach dem anderen verschlungen und irgendwann eine Biografie gelesen. Ich staunte, was ich alles nicht über Maupassant wusste, und dachte: Über diesen fulminanten Autor schreibe ich einen Roman!
Neal Treadwell/Hugh Nini (Herausgeber): Loving: Männer die sich lieben. Fotografien aus den Jahren 1850-1950. Elisabeth Sandmann Verlag.
Dieser Tage ist im Elisabeth Sandmann Verlag ein außergewöhnlicher Bildband erschienen, dessen Anliegen es ist, die Universalität der Liebeserfahrung über die Zeit, den Raum und soziale Grenzen hinweg abzubilden. Das Besondere an diesem Werk: Die Herausgeber Neal Treadwell und Hugh Nini, die die Bilder auf ihren jährlichen Reisen durch verschiedene Länder in Europa, Kanada und quer durch die USA sammelten, haben 350 Bilder von ausschließlich Männerpaaren zusammengetragen. Insgesamt besitzen sie über 2800 Originalfotos liebender Männer.
Alexandru Bulucz: was Petersilie über die Seele weiß. Schöffling & Co.
Alexandru Bulucz, geboren 1987 in Alba Julia in Rumänien, legt mit „was Petersilie über die Seele weiß“ seinen zweiten Gedichtband vor. Mit 13 Jahren wanderte er mit seiner Familie nach Deutschland aus. Nach Stationen in Bayern, wo er das Abitur erwarb, studierte Bulucz von 2008 bis 2016 in Frankfurt am Main Germanistik und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft. Seit 2013 veröffentlicht er regelmäßig Lyrik in Zeitschriften und Anthologien.
Die poetischen Erfahrung merkt man dem vielschichtigen Lyrikband mit dem gewitzten Titel „was Petersilie über die Seele weiß“ an, in dem Erinnerungen, Gegenwartserfahrungen und Bilder aus den verschiedensten Lebensbereichen zusammenfließen. Gleich zu Beginn des Bandes wird in einem einleitenden Gedicht mit losem Programmcharakter – passend zur titelgebendem Petersilie – festgelegt: „Digestion statt Diegese. Schreiben sei Verdauungsstunde, Darmkontrakt. Ich gehe prompt d’accord! Die Selbstverdauung schieb ich weiter vor mir her. Die Verwesung tritt ja schließlich nach dem Tode ein.“
Sowohl die Verdauung, vertreten durch kulinarische und digestive Metaphern, als auch der Tod, die Vergänglichkeit und die Religiosität haben in dem Gedichtband immer wieder ihren Auftritt.
„Allerorten“, der Titel dieses Romans, der im französischen Original „Par les routes“ lautet, ist ein veralteter, aber dafür umso schönerer Ausdruck für das Adverb „überall“. Und tatsächlich bewegt sich einer der Protagonisten dieses leichten und lebensbejahenden Romans überall in Frankreich. Es handelt sich um den Anhalter, der trampend durch das ganz Land reist.
Doch von vorn: Der Schriftsteller und Ich-Erzähler des Textes Sacha hat das großstädtische Lebens in der französischen Hauptstadt satt und zieht daher von Paris in die kleine Stadt V. in der Provence um. Von V. erfahren die Leserinnen und Leser nicht viel mehr als den ersten Buchstaben. In dem Ort wohnt zufällig auch der Anhalter, mit dem Sacha 17 Jahre zuvor während des Studiums in Paris bereits befreundet war, ehe die beiden sich zerstritten und daraufhin getrennte Wege gingen.
Als die beiden ehemaligen Freunde sich in dem kleinen Ort nach fast zwei Jahrzehnten wiederbegegnen, verstehen sie sich besser denn je.
Das Netzwerk „Schöne Bücher“ bringt zweimal jährlich ein Magazin mit Lesetipps aus mehr als 50 unabhängigen Verlagen heraus. Auf jeder Doppelseite präsentiert ein unabhängiger Verlag die eigene Philosophie sowie drei Bücher aus dem aktuellen Programm.
Der 100-seitige Katalog hat sich zum Ziel gesetzt, etwas Übersichtlichkeit in die kaum zu überblickende Masse an Neuerscheinungen zu bringen, immerhin ingesamt 80.000 Titel jedes Jahr. Ich möchte euch heute meine Auswahl von 18 Titeln vorstellen, die ich aus diesem Katalog entnommen habe.
Lothar Becker: Als Großvater im Jahr 1927 mit einer Bombe in den Dorfbach sprang, um die Weltrevolution in Gang zu setzen.
Eigentlich hätte Großvater lieber per Dekret die Dummheit verboten. Doch sein Freund Herbert, der im Dorf die Hühner schlachtet und wie er eher versehentlich in die Kommunistische Partei eingetreten ist, hat eine andere Idee, wie man die Weltrevolution in Gang setzt: natürlich mit einer Bombe in einer Machtzentrale der herrschenden Klasse! Nachdem ein erster Anschlag auf eine unschuldige Rathaustreppe im Nachbarort noch nicht ganz den gewünschten Erfolg erzielt, flüchtet er mit seiner neuen Freundin Else nach Wien und gerät in die Fänge von Genosse Schmidt und Genossin Olga, die einen weitaus größeren Beweis für seine Loyalität zur Partei einfordern: Er soll den Stephansdom sprengen. Lothar Beckers liebevoll-grotesker Roman ist eine ironische Abrechnung mit Ideologien, Weltanschauungen und den mit ihnen verbundenen Heilserwartungen.
Heute wende ich mich an Euch, weil es etwas zu gewinnen gibt. Genau, richtig gehört. Es findet ein Gewinnspiel statt. Ich verlose sechs Bücher, vier Hardcover und zwei Taschenbücher. Und um teilzunehmen, müsst ihr auch gar nicht viel tun. Die Teilnahmebedingungen folgen weiter unten.
Die Preise
Hier zunächst die sechs Preise im Einzelnen, die unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Losverfahren verlost werden.
David Grossmann: Was Nina wusste.
Es gibt Entscheidungen, die ein Leben zerreißen – Wer könnte eindringlicher und zarter davon erzählen als David Grossman
Drei Frauen – Vera, ihre Tochter Nina und ihre Enkelin Gili – kämpfen mit einem alten Familiengeheimnis: An Veras 90. Geburtstag beschließt Gili, einen Film über ihre Großmutter zu drehen und mit ihr und Nina nach Kroatien, auf die frühere Gefängnisinsel Goli Otok zu reisen. Dort soll Vera ihre Lebensgeschichte endlich einmal vollständig erzählen. Was genau geschah damals, als sie von der jugoslawischen Geheimpolizei unter Tito verhaftet wurde? Warum war sie bereit, ihre sechseinhalbjährige Tochter wegzugeben und ins Lager zu gehen, anstatt sich durch ein Geständnis freizukaufen? „Was Nina wusste“ beruht auf einer realen Geschichte. David Grossmans Meisterschaft macht daraus einen fesselnden Roman.
Hanser Verlag. 353 Seiten. 25 €
Jérôme Ferrari: Nach seinem Bilde.
Antonia, eine junge Fotografin, trifft auf Korsika eines Abends unerwartet auf den Söldner Dragan, den sie Jahre zuvor im Jugoslawienkrieg kennengelernt hat. Nach Stunden intensiver Unterhaltung entscheidet sich die junge Frau heim in die Berge zu fahren und verunglückt tödlich. Die Totenmesse wird von ihrem Onkel, einem Priester abgehalten. Um seine unendliche Trauer über den Tod der innig geliebten Nichte im Zaum zu halten, entscheidet er sich für die strikte Einhaltung der Regeln der Liturgie. Im Glutofen der kleinen Kirche aber steigen Bilder der Erinnerung aus dem Leben der Verstorbenen auf … Sie führen vom militanten Nationalismus auf Korsika über die verheerenden Kriege des 20. Jahrhunderts ins Herz der Frage nach der menschlichen Existenz, dem Glauben, der Macht von Politik und bringen unsere Vorstellung von Zeit, Wirklichkeit und Tod ins Wanken.
Secession Verlag für Literatur. 208 Seiten. 20 €
Colum MacCann: Apeirogon.
Rami Elhanan und Bassam Aramin sind zwei Männer. Rami braucht fünfzehn Minuten für die Fahrt auf die West Bank. Bassam braucht für dieselbe Strecke anderthalb Stunden. Ramis Nummernschild ist gelb, Bassams grün. Beide Männer sind Väter von Töchtern. Beide Töchter waren Zeichen erfüllter Liebe, bevor sie starben. Ramis Tochter wurde 1997 im Alter von dreizehn Jahren von einem palästinensischen Selbstmordbomber vor einem Jerusalemer Buchladen getötet. Bassams Tochter starb 2007 zehnjährig mit einer Zuckerkette in der Tasche vor ihrer Schule durch die Kugel eines israelischen Grenzpolizisten. Ramis und Bassams Leben ist vollkommen symmetrisch. Ramis und Bassams Leben ist vollkommen asymmetrisch. Rami und Bassam sind Freunde. Apeirogon: eine zweidimensionale geometrische Form mit einer gegen unendlich gehenden Zahl von Seiten. Während „Apeirogon“ nach und nach seine nahezu unendlichen Seiten auffächert und die beiden Männer in seiner Mitte rahmt, entfaltet sich der Palästinakonflikt in seiner ganzen Historie und Komplexität. Dies ist Colum McCanns überwältigendes Meisterwerk – ein Roman, der das Unbeschreibliche sinnlich und sinnhaft erfahrbar, greifbar macht. Ein kaleidoskopischer Text stellt die zeitlose Frage: Wie leben wir weiter, wenn das Liebste verloren ist? Und: Wie kann der Mensch Frieden finden? Mit sich selbst, mit anderen.
Rowohlt Verlag. 608 Seiten. 25 €
Raymond Queneau: Zazie in der Metro.
Madame Grossestittes will ungestörte Stunden mit ihrem Liebhaber verbringen. Deshalb übergibt sie ihre Tochter Zazie gleich bei der Ankunft an der Gare d´Austerlitz ihrem Bruder Gabriel, der in einem Cabaret arbeitet. Bei ihrem Onkel lernt die freche Zazie Gabriels Frau Marceline kennen, den Taxifahrer Charles, Turandot, dem die Kneipe unten im Haus gehört, die Kellnerin Mado, den Papagei Laverdure und vor allem das überbordende Paris selbst. Zazie hat einen einzigen Herzenswunsch – sie will einmal im Leben mit der Metro fahren. Doch die wird ausgerechnet an diesem Wochenende bestreikt. Dachten wir bisher! Aber nach sechzig Jahren kommt Zazie in dieser erweiterten Ausgabe des Romans erstmals wirklich in die Metro…
Zazie in der Metro ist einer der beliebtesten französischen Romane des 20. Jahrhunderts – eine wilde, verspielt und deftig erzählte Geschichte über Paris, über die Sprachen des Alltags und über die abenteuerlustige, neunmalkluge Zazie, die so ziemlich ALLES auf den Kopf stellt.
Suhrkamp Verlag. 240 Seiten. 22 €
David Szalay: Was ein Mann ist.
Neun Männer im Alter von 17 bis 73, jeder von ihnen in einem kritischen Moment seines Lebens, jeder auf seiner Reise durch ein Europa ohne Grenzen – von London bis Prag, von Belgien bis Zypern. Sie alle müssen sich beweisen, mit Frauen oder woran sie sich sonst klammern. Raffiniert dringt Szalay in die Psyche des modernen Mannes ein.
dtv Verlag. 512 Seiten. 12,90 €
Franzobel: Das Floß der Medusa.
Juli 1816: Vor der Westküste von Afrika entdeckt der Kapitän der Argus ein etwa zwanzig Meter langes Floß. Was er darauf sieht, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: hohle Augen, ausgedörrte Lippen, Haare, starr vor Salz, verbrannte Haut voller Wunden und Blasen … Die ausgemergelten, nackten Gestalten sind die letzten 15 von ursprünglich 147 Menschen, die nach dem Untergang der Fregatte Medusa zwei Wochen auf offener See überlebt haben. Da es in den Rettungsbooten zu wenige Plätze gab, wurden sie einfach ausgesetzt. Diese historisch belegte Geschichte bildet die Folie für Franzobels epochalen Roman, der in den Kern des Menschlichen zielt. Wie hoch ist der Preis des Überlebens?
btb Verlag. 592 Seiten. 12 €
Wie man mitmachen kann
Du möchtest dein Glück versuchen? Mitmachen ist ganz einfach: Du hinterlasst unter diesem Beitrag einen Kommentar, in welchem du folgende zwei Fragen beantwortest:
Welche Art von Büchern liest du besonders gern?
Welches von dir gelesene Buch hat dir 2020 bisher am besten gefallen?
Du musst beim Kommentieren eine gültige E-Mailadresse angeben, damit anschließend ein Kontakt möglich ist, um Weiteres zu klären. Das Gewinnspiel läuft bis zum 24. Oktober um 23:59 Uhr.
Ich drücke jeder Teilnehmerin und jedem Teilnehmer die Daumen!
Teilnahmebedingungen
Die Teilnehmer müssen mindestens 18 Jahre alt sein oder haben das Einverständnis der Eltern.
Falls du gewinnst und unter 18 Jahre bist, musst du eine Einverständniserklärung deiner Eltern vorweisen können, damit die Adresse an mich herausgeben darfst.
Es besteht keine Haftung, sofern ein Gewinn auf dem Postweg verloren geht.
Die Adressen und Daten der Gewinner werden nach dem Versand der Gewinne gelöscht und nicht weiter gegeben.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Die Teilnahme ist auf Deutschland und Österreich beschränkt.
Die Ziehung erfolgt nach dem Zufallsprinzip.
Das Gewinnspiel endet am 24. Oktober um 23:59 Uhr.
Die Gewinner werden zwischen dem 25. und dem 26. Oktober ausgelost.
Anne Weber: Annette, ein Heldinnenpos. Matthes & Seitz.
„Annette, ein Heldinnenepos“ von Anne Weber ist ein Werk, das ganz im Zeichen des Widerstands steht. Die 96-jährige französische Medizinerin und Résistance-Kämpferin Anne Beaumanoir, geboren 1923 in der Bretagne, ist die unangefochtene Heldin dieses mit dem Deutschen Buchpreis 2020 prämierten Versepos. Sie stellte ihr Leben in den Dienst des Kampfs gegen Besatzer, zunächst gegen die Deutschen während des Zweiten Weltkriegs, dann, ab 1954, gegen die französischen Kolonialherren im Kampf um die Unabhängigkeit Algeriens.
Zunächst scheint es heute ein kühnes Projekt, einen Roman in Versform in Angriff zu nehmen. Allein für diese formale Herausforderung gebührt der Autorin Anne Weber schon Respekt. Der Text ist in Versen von unterschiedlicher Länge gehalten; ein durchgehend gleichbleibendes Metrum wie der für das Epos typische Hexameter ist dabei nicht zu erkennen, was vielleicht manchen Formalisten enttäuschen wird.
Das Epos stellt traditionell männliche Helden in den Mittelpunkt – Achill in der „Ilias“, Odysseus in der „Odyssee“ oder Aeneas in der „Aeneis“ -, die sich im Kampf, auf Reisen und auf Irrfahrten durch Heldentaten bewähren müssen. Nicht selten dient das Genre zudem als Nationalepos der Selbstaffirmation einer ganzen Nation. Etwas anders liegt die Sache bei „Annette, ein Heldinnenepos“.