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18 schöne Bücher aus unabhängigen Verlagen

Das Netzwerk „Schöne Bücher“ bringt zweimal jährlich ein Magazin mit Lesetipps aus mehr als 50 unabhängigen Verlagen heraus. Auf jeder Doppelseite präsentiert ein unabhängiger Verlag die eigene Philosophie sowie drei Bücher aus dem aktuellen Programm.

Der 100-seitige Katalog hat sich zum Ziel gesetzt, etwas Übersichtlichkeit in die kaum zu überblickende Masse an Neuerscheinungen zu bringen, immerhin ingesamt 80.000 Titel jedes Jahr. Ich möchte euch heute meine Auswahl von 18 Titeln vorstellen, die ich aus diesem Katalog entnommen habe.

Lothar Becker: Als Großvater im Jahr 1927 mit einer Bombe in den Dorfbach sprang, um die Weltrevolution in Gang zu setzen.

Eigentlich hätte Großvater lieber per Dekret die Dummheit verboten. Doch sein Freund Herbert, der im Dorf die Hühner schlachtet und wie er eher versehentlich in die Kommunistische Partei eingetreten ist, hat eine andere Idee, wie man die Weltrevolution in Gang setzt: natürlich mit einer Bombe in einer Machtzentrale der herrschenden Klasse! Nachdem ein erster Anschlag auf eine unschuldige Rathaustreppe im Nachbarort noch nicht ganz den gewünschten Erfolg erzielt, flüchtet er mit seiner neuen Freundin Else nach Wien und gerät in die Fänge von Genosse Schmidt und Genossin Olga, die einen weitaus größeren Beweis für seine Loyalität zur Partei einfordern: Er soll den Stephansdom sprengen. Lothar Beckers liebevoll-grotesker Roman ist eine ironische Abrechnung mit Ideologien, Weltanschauungen und den mit ihnen verbundenen Heilserwartungen.

Carpathia Verlag. 256 Seiten. 20 €

Bernd Lüttgerding: Gesang vor Türen.

Hoffnung und Angst. Auf kaum etwas reagieren wir misstrauischer, als auf Veränderung. Dabei hat Stefan Schliefenbeck eigentlich nichts zu verlieren. Er müsste sie nur ansprechen, die hübsche Kassiererin im Bioladen. Wenn da nicht seine Hoffnungen und Ängste wären: Statt sich endlich ein Herz zu fassen, flüchtet er in schwindelerregende Vorstellungen davon, was passieren könnte, und verlegt so die Handlung immer wieder in sein Inneres. Ob Parabel auf die Freiheit oder Hommage an die Tücken des Alltags: „Gesang vor Türen“ ist eine Ein-Mann-Liebesgeschichte, die nie stattfindet – originell, vielschichtig, geradezu universell. Wie schon in seiner Lyrik erreicht Bernd Lüttgerding in seinem Debütroman das schier Unmögliche: eine Legierung aus Leichtigkeit und Tiefe.

Verlag duotincta. 250 Seiten. 17 €

Moritz Hildt: Alles.

Ein kleines Café an der Ostsee. Eine Insel, die zwar genau genommen keine ist, auf der Lukas Seeger aber mehr als zufrieden ist mit seinem ruhigen, gleichförmigen Leben. Als der totgeglaubte erste Ehemann seiner Frau aus heiterem Himmel im Café auftaucht, nehmen Ereignisse ihren Lauf, die Lukas zwingen, sich auf eine Reise zu begeben, zunächst in die Sümpfe im tiefen Süden der USA und dann in die rote Wüste von Utah. Nach seinem atmosphärischen Debüt „Nach der Parade“ erzählt Hildt eine ebenso fesselnde wie erschütternde Geschichte darüber, wie gut man die Menschen, die einem besonders nahe sind, überhaupt kennen kann – und welches Maß an Wahrheit nötig ist, welches gut, und welches gefährlich.

Verlag duotincta. 268 Seiten. 17 €

Laura Hillmann: Ich pflanze einen Flieder für dich. Auf Schindlers Liste überlebt.

Im Frühjahr 1942 besucht die gebürtige Ostfriesin Hannelore Wolff mit ihren Freundinnen eine Schule in Berlin, als sie die furchtbare Nachricht ereilt, dass ihre Mutter und die Brüder durch die Gestapo deportiert werden sollen. Hannelore fällt die folgenschwere Entscheidung, ihre Familie auf diesem Weg zu begleiten.
In den nächsten Jahren übersteht sie die Schrecken von insgesamt acht Arbeits- und Konzentrationslagern. Obwohl sie vom Tod und von unerträglichem Leid umgeben ist, verliebt sie sich in einen polnischen Kriegsgefangenen. Beide, Hannelore und Dick, schöpfen Hoffnung, als sie einen Platz auf Schindlers Liste ergattern. Aber die versprochene Rettung ist noch nicht besiegelt und Hannelore findet sich plötzlich allein vor den Toren von Auschwitz wieder.
Mehr als nur eine Lebenserinnerung, zeigt diese beeindruckende wie erschreckende Geschichte, wie auch in den grausamsten Zeiten Liebe und Hoffnung gegen den Hass gewinnen.

Aus dem Englischen von Adrian Mills. Echhaus Verlag Weimar. 160 Seiten. 14,80 €

Said Boluri: Der Himmel über der Grenze.

Herbst 1990. Ein kleiner Junge steht staunend mitten in der Nacht unter dem Sternenhimmel. Vor ihm ragt der Ararat auf. Schlepper bringen ihn, seine Mutter, seine Tante und seinen älteren Bruder über die Grenze in die Türkei. Nach den politischen Unruhen im Iran war es für die Familie unsicher, im Land zu bleiben, eine Flucht erschien als die einzige Möglichkeit, den berüchtigten Folterungen im Land zu entkommen, die Oppositionellen drohte. Die Schrecken aus Gefängnissen wie Vakilabad oder Evin erfährt Saids Familie am eigenen Leib. Verstöße gegen Menschenrechte waren im Iran an der Tagesordnung.
Nach einer anstrengenden Flucht wird die Familie in Deutschland wiedervereint. Doch die politische Verfolgung wird hier nur abgelöst durch rassistische Übergriffe und Demütigungen. Und dann taucht auch noch eine Liste mit Namen der Opfer aus den iranischen Todeslagern auf, die Said Boluri zugespielt wird – ein lebensgefährliches Dokument. Ein Wettlauf gegen den Geheimdienst nimmt seinen Lauf.

Mit einem Vorwort von Günther Wallraff. Eckhaus Verlag Weimar. 384 Seiten. 14,80 €

Mona Krassu: Freitagsfische.

Nach dem zweiten Weltkrieg muss Irma Geipel zusammen mit ihren vier Kindern aus ihrer Heimat Breslau fliehen. Die Familie kommt in einer Kleinstadt der Sowjetischen Besatzungszone unter. Dort begegnen ihnen die Menschen misstrauisch, bisweilen feindselig.
Ob der Vater Herbert aus der russischen Kriegsgefangenschaft heimkehren wird, bleibt lange Zeit ungewiss.
Die junge DDR bringt weitere Konflikte mit sich. Der älteste Sohn Dietmar wehrt sich gegen den propagierten Sozialismus. Noch vor dem Mauerbau flieht er in die BRD. Seine Flucht hat Folgen für die Familie. Irma hängt das Kreuz von der Wand ab. Die Angst bleibt.

Edition Outbird. 352 Seiten. 17,90 €

Stefan Sprang: Ein Lied in allen Dingen: Joseph Schmidt.

Sein Leben war selbst wie eine große tragische Oper. Der jüdische Tenor Joseph Schmidt wird Ende der 1920er Jahre zum Radiostar und Liebling des Publikums, nicht nur in Deutschland. Ob als Opernsänger, Schlagergott oder Filmheld, er hat weltweit Erfolg – und viele Liebschaften und Affären. Als die Nazis die Macht übernehmen, unterschätzt Schmidt die Gefahr für sein Leben. Statt sich rechtzeitig in die USA abzusetzen, beginnt er eine Flucht durch Europa, die in der Schweiz tragisch endet.

Größenwahn Verlag. 250 Seiten. 19,90 €

Florian Scherzer: Zeppelinpost.

München 1931. Carl Dürrnheimer führt ein ereignisloses Leben zwischen Arbeit und seiner vermüllten Wohnung. Eines Tages ändert sich alles. Er bekommt einen ungewöhnlichen Brief aus Brasilien. Von einer Jugendfreundin, die in den Wirren der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg plötzlich nach Südamerika verschwand. Seine erste, unerwiderte Liebe. Das wilde, von allen begehrte Mädchen das Viertels. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Art frühe WhatsApp-Konversation. Ein Briefaustausch von Kontinent zu Kontinent auf dem damals schnellstmöglichen Weg: per Luftschiff ›Graf Zeppelin‹. In nur drei Tagen von Deutschland nach Brasilien.

Hirschkäfer Verlag. 312 Seiten. 18,90 €

Rob van Essen: Der gute Sohn.

Die nahe Zukunft: Zwei 60-jährige Männer begeben sich auf eine geheimnisvolle Mission, deren wahren Zweck nur einer von beiden kennt. Der andere, ein zwischen Meditationskurs und Groll gefangener Schriftsteller, hat vor Kurzem seine Mutter begraben. So beginnt kurzerhand eine kuriose Reise durch eine Welt, die sich für uns genauso ungewohnt anfühlt wie für den gealterten Erzähler: eine Welt mit bedingungslosem Grundeinkommen, gesprächigen selbstfahrenden Autos und ironischen Robotern. Gleichzeitig beginnt eine Reise in die Vergangenheit eines Sohnes, der nach dem Tod seiner Mutter Bilanz zieht. Die Fahrt ins Ungewisse wird letztendlich zu einer Suche nach der Kompatibilität von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

homunculus Verlag. 384 Seiten. 25 €

Florian Stein: Zwischen Menschlichkeit.

Was haben Hungerkünstler, Roboter, Äpfel und Birnen, Rembrandt und Hinterhöfe gemeinsam? Sie alle verdichten sich in diesem Buch zu Symbolen für einen der wichtigsten Aspekte unseres Lebens: den Anderen. In emotionsgeladener Lyrik, sprachverliebten Poetry-Slam-Texten und vielschichtigen Erzählungen schreibt Florian Stein über Einsamkeit, Zweisamkeit und Gemeinsamkeiten und skizziert zugleich ernst und charmant die abstrakten Umrisse von Gefühlswelten.
Klingt pathetisch, ist aber ziemlich wunderbar.

Lektora Verlag. 224 Seiten. 13,90 €

Jobst Mahrenholz: Tullio.

Tullio ist ein feinsinniger zeitgenössischer Entwicklungsroman für all jene, die sich über Zwischenmenschliches Gedanken machen, die die leisen Töne schätzen und all das interessiert, was es zwischen den Zeilen zu entdecken gibt. Erzählt wird die Geschichte eines Jugendlichen, dessen nicht vorhandene Selbstbestimmtheit von seinem Umfeld ausgenutzt wird.

Main Verlag. 168 Seiten. 14 €

Florian L. Arnold: Pirina.

Zuerst sind es nur Geräusche hinter der dünnen Wand zur Nachbarwohnung, die der Erzähler wahrnimmt und die ihm im Laufe der Zeit immer vertrauter werden. Dann lernt er Pirina kennen, geflohen aus einem fernen Land, wie er selbst. Sie erzählen sich ihre Geschichte, die Geschichte ihrer verlorenen Eltern und ihrer verlorenen Heimat.

Mirabilis Verlag. 192 Seiten. 18 €

Reinhard Kuhnert: Abgang ist allerwärts.

Ostdeutschland, Mitte der Siebzigerjahre. Der aufstrebende junge Theater-Autor Elias Effert zieht in ein kleines Mecklenburger Dorf, um hier ungestört arbeiten zu können. An die Anonymität der Großstadt gewöhnt, wird er bald von der spröden Herzlichkeit der Dorfbewohner überrascht, die ihn in ihrer Mitte aufnehmen. Er erfährt ihre Lebensgeschichten und Geheimnisse und baut mit ihrer Hilfe das dort erworbene, stark verwitterte Haus wieder auf. Zunehmend gerät er jedoch in Konflikt mit den Zensoren des Landes, bis die Aufführung seiner regimekritischen Arbeiten für Bühne, Funk und Fernsehen endgültig verhindert und verboten wird. Effert sieht für sich keinen anderen Ausweg, als das Land in Richtung Westen zu verlassen. Und während seine angeblichen Freunde in der Stadt ihn fallenlassen, sind es die Dorfbewohner, die ihn unterstützen.
Reinhard Kuhnert erzählt entlang seiner eigenen Biografie und lässt den Leser tief in das Leben auf dem Land in den letzten Jahren der DDR eintauchen.

Mirabilis Verlag. 232 Seiten. 20 €

Jens Jüttner: Als ich aus der Zeit fiel.

Zehn Jahre Albtraum. Zehn Jahre voller Ängste. Eine Krankheit, bei der das ganze Leben aus den Fugen gerät. Die Diagnose Schizophrenie verbreitet gemeinhin Schrecken, und das nicht ohne Grund. Jens Jüttner berichtet aus eigener langer Erfahrung über seine paranoide Schizophrenie. Offen erzählt er über seinen langen Weg mit vielen Tiefen, und wie er es am Ende geschafft hat, aus der Krankheit herauszufinden. Das Buch klärt auf, wirbt um Verständnis und will anderen Betroffenen und deren Umfeld eine Hilfestellung sein und Mut machen – informativ, emotional, spannend, authentisch geschrieben.

Pinguletta Verlag. 138 Seiten. 13,90 €

Walter Hansen: Die Edda: Die germanischen Göttersagen.

Die Texte der Edda sind die Vorlage fast aller überlieferten germanischen Göttersagen. Ohne die Schriften der Prosa- und Lieder-Edda, die sich in diesem Band veröffentlicht finden, wüssten wir nahezu nichts über die Götterwelt der Germanen, über Odin und Thor, Loki und den von ihm ermordeten Sonnengott Baldur, über Fenrirwolf und Midgardschlange. Wir wüssten nichts über die Götterburg Asgard oder das düstere Totenreich der Hel, nichts von Abenteuern und Kämpfen zwischen Asen und Riesen, nichts von Ragnarök, der Götterdämmerung. Die hier veröffentlichten Texte stützen sich auf die Originaltexte der Simrockschen übersetzung. Ausführlich und vom Herausgeber in Marginalspalten gekennzeichnet werden dem Leser Begriffe vielerorts direkt erklärt und Handlungen verständlich gemacht.

Regionalia Verlag. 160 Seiten. 7,95 €

Samuel Kramer (Hrsg.): Poetry for Future: 45 Texte für übermorgen.

Jede Krise setzt kreative Potenziale frei. Das beweist diese Anthologie mit Beiträgen aus der Poetry-Slam- und Lyrikszene Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, die sich allesamt mit der Klimakatastrophe, dem Artensterben und einer ungewissen Zukunft auseinandersetzen. Plötzlich werden Kekse aus fremden Dimensionen eingefahren, die Korallenriffe werden rasiert, Botox wird in die Alpen gespritzt und das Rennauto gegen einen Bollerwagen getauscht.
45 außergewöhnliche literarische Perspektiven auf das vermutlich wichtigste Problem der Menschheit: dystopische, postapokalyptische Szenarien, optimistische Visionen einer besseren Zukunft, präzise Analysen, schmerzende Satire und poetische Umdeutungen. Sie bilden alle Reaktionen ab, die die Krise in uns auslöst: Hoffnung und Angst, Wut und Trauer, Zynismus und Erfindungsreichtum. 25 % des Gewinns werden an Klimaschutz-Projekte gespendet.

SATYR Verlag. 200 Seiten. 16 €

Stef/Sven Hensel (Hrsg.): Fantastische Queerwesen und wie sie sich finden.

Ein typischer Poetry Slam ist witzig, ernst, lyrisch, politisch, privat – vor allem aber bunt. Und so mischen auch immer mehr queere Menschen im Zen­trum des Geschehens mit.
36 überwiegend junge, queere Slampoetinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz begeben sich auf eine unterhaltsame, abwechslungsreiche und höchst informative Entdeckungsreise durch LGBTIQ-Lebenswelten und ein rundum diverses Universum.
Ihre Texte handeln nicht selten vom Finden: Wie sie sich selbst finden, wie sie andere finden, wie sie einander finden. Wer Vielfalt sucht, wird sie in diesem Buch finden.

SATYR Verlag. 176 Seiten. 14 €

Reinhard Ammer: Elfenfeld.

In seinem E-Werk »Elfenfeld« schafft es Reinhard Ammer, mit nur einem Vokal, dem “e” (und einem Misston) eine ganze Heldenlegende aus fernen Zeiten zu erzählen. Es ist eine Geschichte von elf sexversessenen Elfen, welche auf Betreiben des Melker Erzschelms Wenzel Schenk elf bekennenden Schwerverbrechern das grausige Handwerk legen wollen.

Schillo Verlag. 64 Seiten. 13,80 €


Einen herzlichen Dank an den Wannenbuch Verlag für die postalische Zusendung des Katalogs „Schöne Bücher“ Herbst/Winter 2020/2021!

6 thoughts on “18 schöne Bücher aus unabhängigen Verlagen

  1. Die zwei Romane, die von Mirabilis Verlag vorgestellt wurden, kann ich nur wärmstens empfehlen. Ebenso generell den Homunculus Verlag, welcher einfach nur richtig schöne Bücher mit Substanz veröffentlicht.

    Marc von Lesen macht glücklich

    1. Hallo Marc,

      danke für die Lesetipps! Ich mag den homunculus Verlag auch gern, der ja in Erlangen sitzt, wo ich wohne. Sie machen dort gute Bücher, finde ich. „Pirina“ vom Mirabilis Verlag wollte ich mir vielleicht mal besorgen.

      Viele Grüße
      Florian von Promenades littéraires

  2. Ich lese sehr gerne Thriller. Dieses Jahr hat mir Sebastian Fatzkes „Der Heimweg“ am besten gefallen. Diese Buch kann ich nur empfehlen. Sehr spannend.

  3. Ich habe keine Vorlieben, was Bücher betrifft. Manche gefallen mir, andere nicht. Das merke ich erst hinterher. Ich habe vor kurzem „Achtsam morden “ von Karsten Dusse gelesen und fand es sehr amüsant.

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