Der Wert der Freundschaft wurde seit jeher in der Philosophie betont. Geoffroy de Lagasnerie veröffentlicht nun ein Buch über eine besondere Freundschaft zu dritt, nämlich diejenige zwischen Didier Éribon, Édouard Louis und ihm selbst, also jenen drei Pariser Intellektuellen, die auch in Deutschland Beachtung finden. Das Werk trägt den Namen „3“, es vertritt jedoch auch einige strittige Thesen, die in soziologischer Theorie eingebettet sind.
„„3 – une aspiration au dehors“ von Geoffroy de Lagasnerie“ weiterlesenSchlagwort: Sachbuch
„Die pinke Linie“ von Mark Gevisser
Mit Bezug auf Viktor Orbáns Ungarn hat sich in den letzten Wochen eine Debatte entsponnen, in deren Zentrum die Rechte von LGBT-Menschen stehen. Mark Gevisser, der Autor des Sachbuchs „Die pinke Linie“, würde diesen Kampf zwischen fortschrittlichen und konservativen Kräften als eine pinke Linie bezeichnen, die durch Europa, aber auch durch das Land Ungarn selbst verläuft. Solchen pinken Linien spürt Gevisser in seinem Buch mit viel Detailliebe und Sachverstand nach.
„„Die pinke Linie“ von Mark Gevisser“ weiterlesen„anders fühlen“ von Benno Gammerl
Benno Gammerl verfasst mit „anders fühlen“ eine besondere Geschichte der Schwulen- und Lesbenbewegung in der Bundesrepublik, indem er den Fokus auf die private und öffentliche Emotionsgeschichte der schwulen und lesbischen Menschen zwischen den 1950er und 1980er Jahren legt. Er wirft einen Blick auf das Leben dieser Personen auf dem Land und in der Stadt und zeichnet die Entwicklung der Schwulen-, Lesben- und Frauenbewegung nach, deren Rechte nicht so linear vorankamen, wie es bisweilen dargestellt wird.
„„anders fühlen“ von Benno Gammerl“ weiterlesen„Nach der Flut das Feuer“/“The Fire Next Time“ von James Baldwin
In den letzten Jahren erlebte James Baldwin, einer der wichtigsten amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts, in Deutschland eine Renaissance: durch die Neuübersetzung seiner Bücher im dtv-Verlag durch Miriam Mandelkow, durch die Dokumentation „I Am Not Your Negro“ und auch durch die Verfilmung „If Beale Street Could Talk“ (nach seinem Roman „Beale Street Blues“). Baldwin war vieles zugleich, Schriftsteller, Romanautor, Dramatiker, Dichter, Essayist und Aktivist in der Bürgerrechtsbewegung.
Sein Essayband „The Fire Next Time“, zu Deutsch „Nach der Flut das Feuer“, erschien in den USA im Jahr 1963. Um dieselbe Zeit wurde er ein bekannter Aktivist für die Rechte schwarzer Amerikaner. Er hatte häufige Fernsehauftritte und hielt Reden vor College-Studierenden. Der Band ist nach dem Spiritual „Mary, Don’t You Weep“ benannt, einem Lied aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, das später zu einer Hymne der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung wurde. Darin heißt es: „God gave Noah the rainbow sign, No more water, the fire next time.“ (in einer anderen Version heißt es „but fire next time“)
Die deutsche Ausgabe von „Nach der Flut das Feuer“ umfasst ein Vorwort von Jana Pareigis, einer Fernseh-Journalistin mit polyethnischem Hintergrund, die darin ihre eigenen Erfahrungen mit rassistischen Einstellungen hervorhebt und die Aktualität von Baldwins Ausführungen betont. Außerdem sind die zwei ursprünglichen Essays „Mein Kerker bebte“ (erstmals 1962 als „My Dungeon Shook“ in „The Progressive“ erschienen) und „Vor dem Kreuz“ (erstmals 1962 als „Down at the Cross“ in „The New Yorker“ erschienen) enthalten.
„„Nach der Flut das Feuer“/“The Fire Next Time“ von James Baldwin“ weiterlesen13 informative Bücher zum Thema Rassismus
Spätestens die Debatte um rassistisch motivierte Polizeigewalt in den USA, die „Black Lives Matter“-Bewegung, und zuletzt die Debatte um rassistische Tendenzen und in der deutschen Polizei haben es in unser aller Bewusstsein gerufen: Rassismus ist immer noch ein bedeutendes Problem in den westlichen Gesellschaften. Es gibt einen systemischen Rassismus.
Zahlreiche Menschen leiden unter Diskriminierungen, Beleidigungen und Ausgrenzungen. Aufklärung und Bildung sind ein Weg, um rassistischen Strukturen entgegenzutreten. Wir stellen euch aus diesem Grund 13 interessante Bücher zum Thema Rassismus und Antirassismus vor.

Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten.
Wer Rassismus bekämpfen will, muss Veränderung befürworten – und die fängt bei einem selbst an.
„Darf ich mal deine Haare anfassen?“, „Kannst du Sonnenbrand bekommen?“, „Wo kommst du her?“ Wer solche Fragen stellt, meint es meist nicht böse. Aber dennoch: Sie sind rassistisch. Warum, das wollen weiße Menschen oft nicht hören.
Alice Hasters erklärt es trotzdem. Eindringlich und geduldig beschreibt sie, wie Rassismus ihren Alltag als Schwarze Frau in Deutschland prägt. Dabei wird klar: Rassismus ist nicht nur ein Problem am rechten Rand der Gesellschaft. Und sich mit dem eigenen Rassismus zu konfrontieren, ist im ersten Moment schmerzhaft, aber der einzige Weg, ihn zu überwinden.
hanserblau. 208 Seiten. 17 €
Die USA unter Trump: 12 Bücher zur Lage in den USA
Am 3. November finden die US-Präsidentschaftswahlen statt. Die Entscheidung fällt zwischen dem aktuellen republikanischen Amtsinhaber Trump und dem demokratischen Herausforderer Joe Biden. Joe Biden liegt in den Umfragen teils deutlich vorn. Das gilt sowohl für die landesweiten Umfragen als auch für den umkämpften Swing-State Florida. Sollte Biden Florida gewinnen, ist ihm der Sieg wohl kaum noch zu nehmen. Doch auch Hillary Clinton hatte bei den letzten US-Wahlen einen Vorsprung in den Umfragen.
Eine wichtige Frage ist auch, wie Trump auf eine mögliche Wahlniederlage reagieren wird. Der Präsident – so muss man ihn leider nennen – hat in den Wochen und Monaten des Wahlkampfs immer wieder seine Zweifel am Wahlprozess geäußert. Er sagte, die Briefwahl diene dazu, einen großen Wahlbetrug einzuleiten. Für den entscheidenden Battleground-State Pennsylvania, den Trump braucht, um die Mehrheit im Wahlmännerkolleg zu bekommen, hat Trump angekündigt, dass seine Anwälte übernehmen werden, „sobald diese Wahl durch ist“.


Mit den ersten Hochrechnungen kann man bei dieser Wahl in Deutschland erst am Morgen des 4. November rechnen. Bei den früheren Wahlen stand der Wahlsieger noch in der Wahlnacht fest. Das könnte dieses Jahr anders kommen, da wegen der Coronapandemie deutlich mehr Menschen per Briefwahl abgestimmt haben. Daher wird sich die Auszählung wohl hinziehen – um einige Tage oder länger.
Diese Zeit können wir nutzen, indem wir uns über die politische und gesellschaftliche Lage in den USA mit einem gut geschriebenen Sachbuch oder einem Essayband informieren. Aus diesem Grund stelle ich euch anlässlich der Präsidentschaftswahl zwölf interessante und thematisch passende Bücher vor.

Mary L. Trump: Zu viel und nie genug. Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf.
Mary L. Trump, Nichte des US-Präsidenten und promovierte klinische Psychologin, enthüllt die dunkle Seite der Familie Trump. Einen Großteil ihrer Kindheit verbrachte Mary im Hause ihrer Großeltern in New York, wo auch Donald und seine vier Geschwister aufwuchsen. Sie schildert, wie Donald Trump in einer Atmosphäre heranwuchs, die ihn für sein Leben zeichnete und ihn letztlich zu einer Bedrohung für das Wohlergehen und die Sicherheit der ganzen Welt machte.
Als einziges Familienmitglied ist Mary Trump dazu bereit, aus eigener Anschauung die Wahrheit über eine der mächtigsten Familien der Welt zu erzählen. Ihre Insiderperspektive in Verbindung mit ihrer fachlichen Ausbildung ermöglicht einen absolut einmaligen Einblick in die Psyche des unberechenbarsten Mannes, der je an der Spitze einer Weltmacht stand.
Aus dem Englischen von Christiane Bernhardt, Pieke Biermann u. a. Heyne Verlag. 288 Seiten. 22 €

Richard Russo: Sh*tshow. Erzählung.
David und Ellie, zwei gutsituierte, in der Großstadt lebende, pensionierte Akademiker sind zufrieden mit ihrem Leben. Bis zu dem Tag, an dem Donald Trump zum Präsidenten gewählt wird. Plötzlich wird ihnen alles fremd: ihr Land, ihr Leben, sie sich selbst. Ihre Tochter, die längst im liberalen Kalifornien lebt, kann ihnen nicht helfen. Und dann ist da noch dieser Freund, von dem sie glauben, dass er nur so tut, als hätte er Hillary gewählt …
Spätestens als Ellie eines Tages Fäkalien im eigenen Pool entdeckt, findet die „Sh*tshow“ nicht mehr nur im metaphorischen Sinne statt. Aber dieser spektakulär niederträchtige Akt des Vandalismus ist nur das erste in einer Kette politischer und privater Ereignisse, die sich verheerend auf die eigentlich so behagliche Existenz des Paares auswirken.
Aus dem Englischen von Monika Köpfer. DuMont Verlag. 80 Seiten. 10 €

John Bolton: Der Raum, in dem alles geschah. Aufzeichnungen des ehemaligen Sicherheitsberaters im Weißen Haus.
John Bolton diente 519 Tage als Sicherheitsberater unter Donald Trump, zumeist „in dem Raum, in dem alles geschah“. Mit beinahe täglichen Treffen zählte er zu den engsten Vertrauten des US-Präsidenten. Doch was er da sah, überraschte ihn. Er musste erfahren, dass es Trump gar nicht um das Wohl der Nation geht, sondern immer nur um Selbstinszenierung und darum, mit allen Mitteln wiedergewählt zu werden.
In seinem Buch berichtet Bolton aus erster Hand über Trumps Verfehlungen, seine rechtswidrigen Aussagen und Handlungen. Der ehemalige Nationale Sicherheitsberater des Präsidenten verfügt über exklusives Detailwissen und Insiderinformationen bezüglich der Machenschaften des mächtigsten Mannes der Welt.
Aus dem Englischen von Shaya Zarrin und Patrick Baumgärtel. Das Neue Berlin. 640 Seiten. 28 €

Bob Woodward: Wut.
Trump im Visier der Journalistenlegende Bob Woodward: Ein Präsident zwischen Corona und Wirtschaftskrise, zwischen unbeirrbaren Anhängern und neuem Widerstand
Donald Trump hat die USA in eine tiefe Krise geführt. Die Corona-Pandemie, deren Gefahr er bewusst runterspielte, legt offen, welche Wunden seine Präsidentschaft gerissen hat. Nun stehen Gesundheitssystem und Wirtschaft am Rande des Zusammenbruchs. Wie reagiert der US-Präsident auf die Krise? Bob Woodward hat in den vergangenen Monaten 18 Interviews mit dem Präsidenten geführt, mit Mitarbeitern und Opponenten gesprochen, Mails, Tagebücher und vertrauliche Briefe ausgewertet, um das Portrait eines Mannes zu zeichnen, der zwischen Verdrängung, Angriff und Momenten des Zweifels schwankt. Eine bahnbrechende, scharfsichtige, intime Reportage: das bleibende Buch über Trumps Präsidentschaft.
Aus dem Englischen von Henriette Zeltner-Shane, Thomas Gunkel u. a. Hanser Verlag. 550 Seiten. 24 €

Elmar Thevessen: Die Zerstörung Amerikas: Wie Donald Trump sein Land und die Welt für immer verändert.
Donald Trump ist der Präsident der mächtigsten Nation der Erde. Er kommandiert nicht nur die schlagkräftigsten Streitkräfte auf dem Globus, sondern steht auch an der Spitze der nach wie vor stärksten Wirtschaftsmacht. Seine Entscheidungen beeinflussen Hunderte Millionen Menschen in aller Welt, es geht um Krieg und Frieden, Leben und Tod.
Doch wie hat Trumps Präsidentschaft Amerika, die Amerikaner und die Position ihres Landes in der Welt verändert? Welche dramatischen und vielleicht unumkehrbaren Auswirkungen hat die Amtszeit eines bösartigen Narzissten, der – selbst in der größten Krise des Landes seit vielen Jahrzehnten – immer nur auf den besten Deal für sich selbst aus ist und Menschenverachtung zum politischen Prinzip erklärt?
Dieses Buch basiert auf umfangreichen Recherchen und intensiven Gesprächen mit führenden Politikern, hochrangigen Militärs, einflussreichen Wirtschaftsmanagern und herausragenden amerikanischen Journalisten. Es bietet die scharfe Analyse eines Amerikas, das nie mehr so sein wird, wie es einmal war, und zeigt, was das für uns bedeutet.
Piper Verlag. 320 Seiten. 22 €

Evan Osnos: Joe Biden: Ein Portrait.
Der Journalist Evan Osnos begleitet den Kandidaten der Demokratischen Partei seit Jahren und hat ihn immer wieder interviewt, zuletzt im Sommer 2020. Diese und weitere Gespräche mit Angehörigen und Weggefährten wie Barack Obama bilden die Grundlage dieser Nahaufnahme des 1942 geborenen Biden, in dessen Werdegang sich die Veränderungen der politischen Kultur der USA spiegeln.
Mit gerade einmal 29 Jahren wurde der Sohn eines Autohändlers in den US-Senat gewählt. Seinen Amtseid legte er ab, nachdem er nur wenige Wochen zuvor seine erste Frau und seine Tochter bei einem Autounfall verloren hatte. Nach Höhen und Tiefen führte ihn seine Karriere schließlich als Vizepräsident ins Weiße Haus. Joe Biden hat dramatische Schicksalsschläge und überraschende Wendungen erlebt. Vielleicht versetzt ihn gerade das in die Lage, eine zerrissene Nation zu einen, die Wunden der Trump-Ära zu heilen und einen neuen politischen Aufbruch zu ermöglichen.
Aus dem Englischen von Ulrike Bischoff und Stephan Gebauer. Suhrkamp Verlag. 263 Seiten. 18,95 €

Stephan Bierling: America First. Donald Trump im Weißen Haus: Eine Bilanz.
Donald Trump vereinigt ein beachtliches Bündel von „Firsts“ in seiner Amtszeit. Er ist der erste Präsident der USA, der zuvor noch nie eine Funktion in Politik oder Militär innehatte. Er ist der älteste jemals neugewählte Präsident und der erste Milliardär im Weißen Haus. Er hat mehr Minister und Berater entlassen als jeder seiner Vorgänger. Und er ist der erste Präsident, der nach einem überstandenen Impeachment-Verfahren eine zweite Amtszeit anstrebt. Ein Star des Reality-TV hält im Weißen Haus die Hebel der Macht in seiner Hand. Stephan Bierling zeigt in seinem informativen Buch sachlich und mit klarem Urteil, welche erschreckenden Resultate diese Präsidentschaft hervorgebracht hat.
C.H. Beck Verlag. 271 Seiten. 16,95 €

Klaus Brinbäumer/Stephan Lamby: Im Wahn: Die amerikanische Katastrophe.
Nach vier Jahren einer fatalen Präsidentschaft sind die USA eine wütende, nur noch im Hass vereinte Nation – und erleben in der gegenwärtigen Weltkrise eine multiple Katastrophe. Der ehemalige Chefredakteur des SPIEGEL Klaus Brinkbäumer und der preisgekrönte Dokumentarfilmer Stephan Lamby berichten von den zahlreichen Fronten. Ihr Buch ist eine investigative Reportage über ein zerfallendes Land, das seinen Kompass und seine Wahrheiten verloren hat.
C.H. Beck Verlag. 391 Seiten. 22,95 €

Eliot Weinberger: Neulich in Amerika.
Eliot Weinberger ist nicht nur einer der originellsten Essayisten, er ist auch einer der schärfsten politischen Kommentatoren der USA. In seinen Texten über die Politik unter den Regierungen Bush und Trump lässt er Fakten sprechen: Nachrichtendetails, Aussagen von Politikern, die den Wahnsinn, der in den USA zum Alltag geworden ist, in all seinen bizarren Auswüchsen präsentieren. Nichts fehlt: der Irakkrieg, fromm homophobe und rassistische Republikaner, Konzentrationslager für geflüchtete Kinder, nicht zu vergessen Donald Trumps Empfehlungen zum Umgang mit einem Virus. Weinbergers Chroniken aus dem republikanischen Amerika sind erschütternde Bilder einer verstörten Gesellschaft.
Aus dem Englischen übersetzt und herausgegeben von Beatrice Faßbender. Berenberg Verlag. 272 Seiten. 16 €

Rebecca Solnit: Die Dinge beim Namen nennen. Essays.
Spätestens seit dem Wahlerfolg Donald Trumps erhalten wir tagtäglich Beispiele dafür, wie gespalten das Land ist und welch tiefe Gräben Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Gentrifizierung, Klassen- und eine verfehlte Umweltpolitik in die Gesellschaft schlagen. Ob die Anfeindungen Hillary Clintons im Wahlkampf, tödliche Polizeieinsätze, unterdrückte Wählerstimmen, das unsolidarische Ideal des Selfmademans oder die Leugnung des Klimawandels – in aller Deutlichkeit benennt Rebecca Solnit himmelschreiende Missstände des heutigen Amerika. Zugleich erteilt sie der Resignation eine klare Absage und ruft zum Glauben an die eigene Macht und zum Handeln auf, denn: „Hoffnung ist der Glaube daran, dass das, was wir tun, möglicherweise von Belang ist. Das Wissen, dass die Zukunft jetzt noch nicht geschrieben ist.“
Aus dem Englischen von Kirsten Riesselmann und Bettina Münch. Hoffmann und Campe Verlag. 320 Seiten. 22 €

Torben Lutjen: Amerika im Kalten Bürgerkrieg. Wie ein Land seine Mitte verliert.
Einst galten die USA als Musterbeispiel eines stabilen demokratischen Staates. Mit den Republikanern und den Demokraten gab es zwei unideologische Parteien mit moderaten Politikern. Heute gibt es Donald Trump. Warum wurde Trump gewählt? Was sind die Gründe für die tiefe Spaltung des Landes, das früher einmal als Heimat des Pragmatismus galt, und das sich, anders als Europa, stets von gefährlichen Utopien ferngehalten hat? Ist Donald Trump die Ursache oder das Symptom?
WBG Theiss. 208 Seiten. 20 €

Susan B. Glasser: Briefe aus Trumps Washington.
In ihren „Briefen aus Trumps Washington“, die Susan B. Glasser seit Ende 2017 aus der amerikanischen Hauptstadt für „The New Yorker“ schreibt, bietet die Journalistin tiefe Einblicke in die „post-faktische“ Trump-Präsidentschaft. Mit besten Verbindungen, großem Insider-Wissen und scharfer Beobachtungsgabe beschreibt sie Trumps immer radikaleren, Gesetze brechenden Kurs, der die Spaltung der US-Gesellschaft vertieft und zur Erosion der amerikanischen Vormachtstellung in der Welt führt.
Herausgegeben von Henning Hoff. Aus dem Englischen von Matthias Hempert. Weltkiosk. 208 Seiten. 20 €
Weltlehrertag: 9 Bücher für Lehrerinnen und Lehrer
Am 6. Oktober wird seit 1994 der Weltlehrertag begangen. Dieser erinnert an die „Charta zum Status der Lehrerinnen und Lehrer“, welche 1966 von der UNESCO und der Internationalen Arbeitsorganisation angenommen wurde. Der Weltlehrertag soll uns ein Anlass sein, 9 Bücher für Lehrerinnen und Lehrer vorzustellen, die – oft mit einem Augenzwinkern – aus dem nicht immer ganz einfachen Schulalltag berichten oder ihnen mit Ratschlägen unter die Arme greifen. Viel Freude mit den Büchern!

Norbert Golluch: Das Survivalhandbuch für Lehrer: Entspannt von Ferien zu Ferien.
Katastrophen können sich immer und überall ereignen. Vor allem im Klassenzimmer geht es oft ums schiere Überleben. Dieses Handbuch bereitet jeden Lehrer auf die Extreme des harten Schulalltags vor. Mit der dafür notwendigen Einstellung, der richtigen Ausstattung und einem ungebrochenen Willen wird er fit gemacht für eine Welt voller Gefahren:
Ob sieben Nächte unter Wilden (aka Klassenfahrt), der Elternbesuch des Grauens, pubertierende Zombies oder die obligatorischen Rangfolgenkämpfe im Lehrerzimmer – Geistesgegenwart und Kampfgeist können jedem Pädagogen das Leben retten.
Ein unerlässlicher Ratgeber für Referendare und Profis. Garantiert vorurteilsbehaftet, subjektiv und pädagogisch zweifelhaft!
Riva Verlag. 96 Seiten. 9,99 €
30 Jahre Deutsche Einheit: 17 Bücher zur Wiedervereinigung
Am 3. Oktober feiert Deutschland 30 Jahre Wiedervereinigung. 41 Jahre lang, von 1949 bis 1990, war das Land in die DDR und in die BRD geteilt. Und bis heute macht sich die Teilung bemerkmar. Wir stellen 17 Bücher – sowohl neue und ältere Romane als auch Sachbücher – vor, die sich mit dem Thema West und Ost und Wiedervereinigung auseinandersetzen. Viel Freude mit den Büchern!
Aktuelle Romane

Lutz Seiler: Stern 111.
Zwei Tage nach dem Fall der Mauer verlassen Inge und Walter Bischoff ihr altes Leben – die Wohnung, den Garten, ihre Arbeit und das Land. Ihre Reise führt die beiden Fünfzigjährigen weit hinaus: Über Notaufnahmelager und Durchgangswohnheime folgen sie einem lange gehegten Traum, einem »Lebensgeheimnis«, von dem selbst ihr Sohn Carl nichts weiß. Carl wiederum, der den Auftrag verweigert, das elterliche Erbe zu übernehmen, flieht nach Berlin. Er lebt auf der Straße, bis er in den Kreis des »klugen Rudels« aufgenommen wird, einer Gruppe junger Frauen und Männer, die dunkle Geschäfte, einen Guerillakampf um leerstehende Häuser und die Kellerkneipe Assel betreibt. Im U-Boot der Assel schlingert Carl durch das archaische Chaos der Nachwendezeit, immer in der Hoffnung, Effi wiederzusehen, »die einzige Frau, in die er je verliebt gewesen war«.
Ein Panorama der ersten Nachwendejahre in Ost und West, ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse.
Suhrkamp Verlag. 528 Seiten. 24 €
Geflüchtete erzählen: „Ich bin mehr.“

homunculus Verlag.
„Ich bin Zukaa und das ist meine Geschichte“, „Ich bin Yaman und das ist meine Geschichte“, „Ich bin Arin und das ist meine Geschichte“, „Ich bin Ben und das ist meine Geschichte“, „Ich bin Bennu (…). Dies ist meine Geschichte“. Dass fünf der sieben Gesprächsprotokolle mit jungen Geflüchteten auf diese Weise beginnen, macht die Absicht dieses Buchs deutlich: Hier soll den eingewanderten Personen aus Ländern wie Syrien (drei Gespräche), dem Irak, Somalia, Mali und Ägypten eine Plattform geboten werden, die in der üblichen Medienberichterstattung und in der politischen Auseinandersetzung hinter aufgeladenen Schlagwörtern wie Flüchtlinge und „Flüchtlingskrise“ zu verschwinden drohen.
Die Mission, die Individuen hinter der Masse sichtbar zu machen, ist dem schmalen Werk gelungen. Es entstand aus einem Studienprojekt einer Gruppe Studierender der Evangelischen Hochschule Nürnberg heraus, die dieses Herzensanliegen auch nach Beendigung ihres Studiums fortführten. Die Interviews mit den sieben Protagonistinnen und Protagonisten von „Ich bin mehr“ wurden zwischen 2018 und 2020 geführt und anschließend transkribiert und in eine, so kann man sagen, sachliche und prägnante Sprache gebracht. Jedem Kapitel sind ein paar Seiten mit Informationen zu dem jeweiligen Land und seinen Besonderheiten, der aktuellen politischen Lage, den kulturellen Errungenschaften und der Historie, vorangestellt. Diese landeskundlichen Teile habe ich mit großem Interesse gelesen, da sie eine nicht zu vernachlässigende Ergänzung zu den Interviews darstellen.
„Geflüchtete erzählen: „Ich bin mehr.““ weiterlesen„Frausein“ von Mely Kiyak

Der Titel „Frausein“ kann einen in die Irre führen. Wer ein Sachbuch mit dem ausschließlichen Thema Frausein oder einen feministischen Essay in der Tradition von Judith Butler („Das Unbehagen der Geschlechter“) oder Margarete Stokowski („Untenrum frei“) erwartet, wird enttäuscht. Denn „Frausein“ ist vielmehr als das: ein fesselnd geschriebenes Werk über Herkunft, Krankheit, erste Liebe und Partnerschaft, Aufwachsen und Studium als Tochter kurdischer Einwanderer, gesellschaftlichen Aufstieg und den Umgang der Mehrheitsgesellschaft mit den Immigranten und ihren Angehörigen.
Zugleich schreibt die Autorin und ZEIT-Online-Kolumnistin Kiyak, 1976 geboren, selbstverständlich die Episoden und Anekdoten, aus denen sich das Buch zusammensetzt, stets aus der Perspektive der Frau, die sie ist bzw. geworden ist. Zunächst wächst Kiyak als Mädchen eines türkischstämmigen Fabrikarbeiters auf, der mit seiner Frau als Gastarbeiter nach Deutschland kam.
„„Frausein“ von Mely Kiyak“ weiterlesen