Manchmal, denkt F., müssten wir einfach ein bisschen entspannter sein. Doch wie soll das gehen, wenn der Raum enger wird, wenn immer mehr von uns da sind, immer näher, immer lauter? Und zugleich steigt die Temperatur. Es ist fast wie ein Versuchslabor. Wie bei einem Experiment: Man nimmt Ratten oder Mäuse, sperrt sie in eine Box, dreht die Heizung hoch – und beobachtet. Was machen sie dann? Werden sie panisch? Verbeißen sie sich? Oder schließen sie sich zusammen, um einen Ausweg zu finden?
F. fragt sich, ob wir nicht genauso in einer Box sitzen. Nur dass unsere Box keine Gitter hat, sondern WLAN. Und während es wärmer wird und enger, während die Ressourcen schwinden und die Konflikte zunehmen, starren wir auf unsere Smartphones. Push-Nachrichten piepen. Die Welt klopft im Sekundentakt an unsere Aufmerksamkeit. Alles ist verfügbar – und nichts ist begreifbar. Die Komplexität ist zur Nebelwand geworden.
F. ertappt sich oft dabei, wie er alle paar Minuten aufs Handy sieht. Nur kurz, um zu checken, ob etwas Neues passiert ist. Eine Nachricht, ein Update, ein Like. Er ist nervös, getrieben von der Angst, etwas zu verpassen. Und doch wächst in ihm zugleich ein anderer Wunsch: nach einem einfacheren Leben. Einem, in dem Technik einfach nur Technik ist. Werkzeug, nicht Welt.
In solchen Momenten träumt F. von einer Hütte im Wald, einer Laube im Schrebergarten. Ein Ort ohne WLAN, ohne Lärm, ohne Nachrichten. Nur Bäume, Erde, Wind. Er stellt sich vor, wie er dort sitzt, in der Sonne, ein Buch in der Hand, ein Feuer im Ofen. Doch die Fantasie bricht an der Realität: F. hat zwei linke Hände. Er könnte kein Dach reparieren, keine Pflanzen bestimmen, keine Pilze sammeln. Er weiß nicht, was man essen darf und was nicht.
Er ist kein Naturbursche. Vielleicht war er das nie. Er kennt den Wald nur aus Spaziergängen, nicht aus Erfahrung. Und doch – etwas in ihm zieht dorthin. Es ist eine Sehnsucht nach Nähe, nach Echtheit, nach einem Leben, das nicht durchdrungen ist von Codes und Algorithmen.
F. ist entfremdet von der Natur. Und doch wünscht er sich nichts sehnlicher, als wieder Teil von ihr zu sein.