Verlagsvorschauen der unabhängigen Verlage im Frühjahr 2021 (Teil 2)

Im ersten Teil der Frühjahrsvorschau auf Verlagsprogramme waren die größeren Verlage an der Reihe. Nun folgen im zweiten Teil die Frühjahrsprogramme der unabhängigen und kleineren Verlage. In diesem Beitrag schenken wir den Indie-Verlagen Aufmerksamkeit.

Anne Boyer: Die Unsterblichen. Krankheit, Körper und Kapitalismus.

Für ihr Buch „Die Unsterblichen“ erhielt die Autorin, Dichterin und Essayistin Anne Boyer 2020 den renommierten Pulitzer Prize für das beste Sachbuch. In der Laudatio hieß es: „An elegant and unforgettable narrative about the brutality of illness and the capitalism of cancer care in America.“ Eine Woche vor ihrem 41. Geburtstag wird der Dichterin ein hochaggressiver Brustkrebs diagnostiziert. Für die alleinerziehende Mutter in den USA ist es schwierig, über die Runden zu kommen, dazu kommen nun noch die Arztrechnungen. Sie nimmt die Entwicklung zum Anlass, ein Buch über Krankheit, Gesundheitspolitik, Sterblichkeit und den gesellschaftlichen Umgang mit Krankheit im Kapitalismus zu schreiben.

Aus dem Englischen von Daniela Seel. Matthes & Seitz Verlag. 280 Seiten. 25 €. Erscheinungsdatum: 29.04.2021.

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Geflüchtete erzählen: „Ich bin mehr.“

Ich bin mehr. Junge Geflüchtete erzählen.
homunculus Verlag.

„Ich bin Zukaa und das ist meine Geschichte“, „Ich bin Yaman und das ist meine Geschichte“, „Ich bin Arin und das ist meine Geschichte“, „Ich bin Ben und das ist meine Geschichte“, „Ich bin Bennu (…). Dies ist meine Geschichte“. Dass fünf der sieben Gesprächsprotokolle mit jungen Geflüchteten auf diese Weise beginnen, macht die Absicht dieses Buchs deutlich: Hier soll den eingewanderten Personen aus Ländern wie Syrien (drei Gespräche), dem Irak, Somalia, Mali und Ägypten eine Plattform geboten werden, die in der üblichen Medienberichterstattung und in der politischen Auseinandersetzung hinter aufgeladenen Schlagwörtern wie Flüchtlinge und „Flüchtlingskrise“ zu verschwinden drohen.

Die Mission, die Individuen hinter der Masse sichtbar zu machen, ist dem schmalen Werk gelungen. Es entstand aus einem Studienprojekt einer Gruppe Studierender der Evangelischen Hochschule Nürnberg heraus, die dieses Herzensanliegen auch nach Beendigung ihres Studiums fortführten. Die Interviews mit den sieben Protagonistinnen und Protagonisten von „Ich bin mehr“ wurden zwischen 2018 und 2020 geführt und anschließend transkribiert und in eine, so kann man sagen, sachliche und prägnante Sprache gebracht. Jedem Kapitel sind ein paar Seiten mit Informationen zu dem jeweiligen Land und seinen Besonderheiten, der aktuellen politischen Lage, den kulturellen Errungenschaften und der Historie, vorangestellt. Diese landeskundlichen Teile habe ich mit großem Interesse gelesen, da sie eine nicht zu vernachlässigende Ergänzung zu den Interviews darstellen.

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