Die phantastische Novelle am Beispiel von „Le Horla“ von Guy de Maupassant

Die phantastische Novelle „Der Horla“ (frz. „Le Horla“) erschien erstmals 1886 in der Zeitung „Gil Blas“ und ein weiteres Mal in einer längeren Version 1887 in einer gleichnamigen Novellensammlung. Die Ursprünge liegen in der kurzen Novelle „Lettre d’un fou“ („Brief eines Verrückten“), die 1885 in „Gil Blas“ veröffentlicht wurde und die ein ähnliches Thema behandelt, obwohl der Name „der Horla“ („le Horla“) darin noch nicht vorkam.

Die verschiedenen Versionen unterscheiden sich formal voneinander: Die ursprüngliche Version ist, wie der Titel es bereits ankündigt, ein fiktiver Brief, bei der ersten Fassung handelt es sich um eine Rahmenerzählungen mit Binnenerzählungen und die zweite und finale Fassung hat die äußere Form eines privaten Tagebuchs, welches das Abdriften des Verfassers in den Wahnsinn dokumentiert und befürchten lässt, dass der Autor sich selbst umbringen möchte.

Die Abfassung der Geschichte „Der Horla“ Ende der 1880er Jahre fällt mit den Anfängen von Maupassants eigener Erkrankung zusammen. Er wurde zu dieser Zeit immer häufiger zum Opfer von Halluzinationen. 1892 beging Maupassant einen Suizidversuch.

Die phantastische Novelle

Die phantastische Novelle (conte phantastique) übte auf das Publikum und die Autorinnen und Autoren im 19. Jahrhundert eine besondere Faszination aus, da sie als reizvolle literarische Neuheit wahrgenommen wurde. (Blüher 1985: 143) Es hatte zwar schon zuvor Genres gegeben, in denen wunderbare, übernatürliche und phantastische Elemente aufgetreten waren, doch die zuvor praktizierten Gattungen wie das Volksmärchen und die Legende verorteten das Phantastische stets nahtlos in einer Welt des Wunderbaren, Märchenhaften und Legendären.

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