Blog Details

  • Home
  • Verlagsvorschauen im Frühjahr 2021 (Teil 1)

Verlagsvorschauen im Frühjahr 2021 (Teil 1)

In der letzten Woche habe ich die Programme der größeren und kleineren, unabhängigen Verlage durchgesehen. Dabei ist eine natürlich subjektive Auswahl von Büchern herausgekommen, denen ich in diesem Frühjahr Aufmerksamkeit schenken möchte. Es sind Werke, die ich auch selber gern einmal lesen würde, weil mir Inhalt, Beschreibung, Aufmachung oder Ähnliches zusagen. Ich wünsche euch viel Freude mit meiner Vorschau auf die Frühjahrs-Veröffentlichungen!

Übrigens: In einem zweiten Teil wird eine Auswahl von Büchern unabhängiger Verlage aus den Frühjahrs-Vorschauen vorgestellt.

Patrick Modiano: Unsichtbare Tinte.

In einem Artikel über Elisabeth Edl, die Übersetzerin des Nobelpreisträgers Patrick Modiano, habe ich einmal gelesen, dass man eigentlich sorgenlos alles lesen kann, was Frau Edl übersetzt. Der Verlag bewirbt dieses Buch damit, dass Menschen, die noch nichts von Literaturnobelpreisträger Patrick Modiano gelesen haben, mit „Unsichtbare Tinte“ beginnen sollten. Inhaltlich geht es um eine verschwundene Frau namens Noëlle Lefebvre, die von dem Pariser Detektiv Jean Eyben gesucht wird. Dabei kreuzen sich die Geschichten der beiden Personen, denn, wie Eyben im Laufe der Ermittlungen herausfindet, stammt Lefebvre ebenso wie er selbst aus Annecy.

Aus dem Französischen von Elisabeth Edl. Hanser Verlag. 144 Seiten. 19€. Erscheinungsdatum: 15.02.2021.

Sharon Dodua Otoo: Adas Raum.

2016 gewann Sharon Dodua Otoo den Bachmann-Preis für ihre erste Kurzgeschichte in deutscher Sprache „Herr Göttrup setzt sich hin“, nun erscheint ihr Debütroman. Aufgewachsen in London lebt die Autorin und Aktivistin heute in Berlin und überschreitet auch in ihrem Schreiben Grenzen. Ada ist in dem Roman nicht eine, sondern viele Frauen. „In Schleifen bewegt sie sich von Ghana nach England, um schließlich in Berlin zu landen. Sie ist aber auch alle Frauen, denn die Schleifen transportieren sie von einem Jahrhundert zum nächsten. So erlebt sie das Elend, aber auch das Glück, Frau zu sein, sie ist Opfer, leistet Widerstand und kämpft für ihre Unabhängigkeit.“ (Verlagstext)

S. Fischer Verlag. 320 Seiten. 22 €. Erscheinungsdatum: 24.02.2021.

Heinrich Mann: Der Untertan.

„Der Untertan“ ist der bekannteste Roman von Heinrich Mann. Mann erzählt darin die Lebensgeschichte eines obrigkeitshörigen Opportunisten im deutschen Kaiserreich – nicht ohne Humor und ironische Distanz. Wer diesen Klassiker der deutschen Literatur schon immer einmal lesen wollte, erhält mit dieser Neuausgabe aus dem Fischer-Verlag eine Gelegenheit. Die Herausgeberin Ariane Martin, Professorin für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Universität Mainz, hat das Werk mit einem umfangreichem Bild- und Materialienanhang versehen.

S. Fischer Verlag. 448 Seiten. 48 €. Erscheinungsdatum: 24.02.2021.

Joseph Andras: Kanaky. Auf den Spuren von Alphonse Dianou. Ein Bericht.

Bereits seit einigen Jahren schleiche ich um die französische Ausgabe dieses Buches, das 2018 in Frankreich erschien, ohne es jedoch je gelesen zu haben. Die deutsche Übersetzung sollte jetzt Grund genug sein, es endlich zu lesen. Der medienscheue Schriftsteller Andras, von dem nur eine Fotoaufnahme im Internet kursiert und dessen Schriftstellername eventuell ein Pseudonym ist, setzt sich in seinem Erstlingswerk mit der Geschichte des Algerienkrieges auseinander – ein in Frankreich hochsensibles Thema. Sein zweites Buch ist nicht weniger politisch: In „Kanaky“ geht es um den Unabhängigkeitskampf der Inselgruppe Neukaledonien im Pazifik. Andras begibt sich auf Recherchereise, um mehr über den Unabhängigkeitskämpfer Alphonse Dianou zu erfahren, der bei einer vom französischen Militär blutig beendeten Geiselnahme ums Leben kam.

Aus dem Französischen von Claudia Hamm. Hanser Verlag. 352 Seiten. 25 €. Erscheinungsdatum: 25.03.2021.

Alaa Al-Aswani: Die Republik der Träume.

Nicht minder politisch ist der Roman „Die Republik der Träume“. Der ägyptische Schriftsteller Al-Aswani, von Beruf eigentlich Zahnarzt, ist der Autor des Bestsellers „Der Jakubiyān-Bau“ (Imārat Yaʿqūbiyān), der im Kairo der 1990er spielt und verfilmt wurde. Außerdem ist er der Wortführer der ägyptischen oppositionellen Bewegung Kifaya („Es ist genug“). In dieser Funktion forderte er das Ende der Herrschaft Mubaraks. In seinem neuen Roman widmet er sich der ägyptischen Revolution, die 2011 in Kairo ihren Anfang nahm und bei der die Beteiligten von der Veränderung der Gesellschaft träumten. Doch die Ideale der Revolution konnten der Realität nicht standhalten….

Aus dem Arabischen von Markus Lemke. Hanser Verlag. 464 Seiten. Erschienen am 25.02.2021.

Zadie Smith: Grand Union.

Zadie Smith ist mit „Zähne zeigen“ (2000) der große Durchbruch gelungen. Es folgten weitere Romane. In ihrem Erzählband „Grand Union“ wird sie sich mit Themen befassen, die auch in ihren bisherigen Büchern und Essays eine Rolle gespielt haben: Gender, Race, Macht… „In dieser ersten Erzählungssammlung nutzt sie ihre außergewöhnliche Beobachtungsgabe und ihre unverwechselbare Stimme, um die Komplexität des modernen Lebens auszuloten. Dabei bewegt sie sich scheinbar mühelos zwischen den Genres: von der historischen Erzählung über die aktuelle Story bis hin zur Dystopie.“ (Verlagstext)

Aus dem Englischen von Tanja Handels. Kiepenheuer & Witsch. 304 Seiten. 22 €. Erscheinungsdatum: 10.06.2021.

Christian Kracht: Eurotrash.

„I’ll see you in twenty-five years.“, lautet ein Zitat von Laura Palmer, das der Schweizer Schriftsteller Christian Kracht seinem Roman „Eurotrash“ voranstellt. Denn vor exakt 25 Jahren erschien sein viel rezipierter Debütroman „Faserland“, in dem erzählt wird, wie ein namenloser Ich-Erzähler Ende zwanzig quer durch Deutschland reist und schließlich nach Zürich gelangt und dabei dekadente Exzesse miterlebt und beobachtet. „In ‚Eurotrash‘ geht derselbe Erzähler erneut auf eine Reise – diesmal nicht nur ins Innere des eigenen Ichs, sondern in die Abgründe der eigenen Familie, deren Geschichte sich auf tragische, komische und bisweilen spektakuläre Weise immer wieder mit der Geschichte dieses Landes kreuzt.“ (Verlagstext)

Kiepenheuer & Witsch. 224 Seiten. 22 €. Erscheinungsdatum: 04.03.2021.

Cho Nam-Joo: Kim Jiyoung, geboren 1982.

In Südkorea war der Roman der früheren Drehbuchautorin Cho Nam-Joo ein Beststeller. Die Veröffentlichung des Buches, in dem es um die Ungleichheit der Geschlechter und die benachteiligte Position der Frauen in der südkoreanischen Gesellschaft geht, fiel dort mit der #Metoo-Debatte zusammen. Auch im Ausland wurde der Roman viel gelesen und diskutiert. Doch worum geht es? Eine gewöhnliche Frau wie jede andere, die von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter aufgrund ihres Geschlechts Zurücksetzung gegenüber Männern erfuhr, verliert den Verstand. Auf dem Cover ist sie gesichtslos, was zeigt, dass jede beliebige Frau Ähnliches wie die Protagonistin erleben könnte. Es geht in diesem Roman mit feministischem Impetus um die Härten weiblicher Biographien, die Frauen weltweit bis heute erfahren und nachvollziehen können.

Aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee. Kiepenheuer & Witsch. 208 Seiten. 18 €. Erschienen am 11.02.2021.

Christoph Hein: Guldenberg.

Der international bekannte Schriftsteller Christoph Hein thematisiert in seinem neuen Roman „Guldenberg“ das Thema der Flucht und Migration, das zwar durch die Corona-Krise etwas seltener in den Medien ist, aber an Aktualität nichts eingebüßt hat: „In dem kleinen Städtchen Bad Guldenberg ist die Welt noch in Ordnung. Jedenfalls, bis im Alten Seglerheim eine Gruppe minderjähriger Migranten untergebracht wird. Die Guldenberger sind sich einig: Diese Fremden passen einfach nicht in den Ort und sorgen nur für Unruhe. Mehr und mehr heizt die Stimmung sich auf.“ (Verlagstext) Im Roman wie im echten Leben entzündet sich an der Unterbringung der Flüchtlinge vor Ort Protest und Rassismus, was in rassistische Gewalt umschlagen kann. Ein spannendes, da aktuelles Buch!

Suhrkamp Verlag. 288 Seiten. 23 €. Erscheinungsdatum: 10.05.2021.

Niña Weijers: Ich. Sie. Die Frau.

Die niederländische Schriftstellerin und Journalistin Niña Weijers hat für ihren Debütroman „Die Konsequenzen“ bereits mehrere Preise erhalten, darunter den renommierten Anton-Wachter-Preis. Ihr zweiter Roman klingt nach einem interessanten Schreibexperiment, in welchem selbstreflexiv und mit einem metafiktionalen Verfremdungseffekt die schriftstellerische Tätigkeit und damit einhergehende Fragestellungen thematisiert werden. Denn die kinderlos gebliebene Hauptperson ist eine Schriftstellerin aus Amsterdam, die gerade an ihrem zweiten Roman arbeitet und darüber sinniert, welche alternativen Leben sie führen hätte können, wie sie sich anders hätte entscheiden können und was dies für Konsequenzen gehabt hätte. „Sie könnte ja auch einen kleinen Sohn haben und in Scheidung leben. Oder auf einem Festival eine andere Schriftstellerin kennengelernt und sich in sie verliebt haben. Und sie könnte im Roman ihrer Freundin M bei einem Skiunfall ums Leben gekommen sein. Oder einen Hund haben.“ (Verlagstext)

Aus dem Niederländischen von Helga Beuningen. Suhrkamp Verlag. 235 Seiten. 23 €. Erschienen am 15.02.2021.

Tove Ditlevsen: Kindheit. Teil 1 der Kopenhagen-Trilogie.

Diesen Roman der dänischen Schriftstellerin Tove Ditlevsen (1917-1976), der den ersten Teil ihrer Kopenhagen-Trilogie darstellt, habe ich bereits gelesen. Ditlevsen schildert ihr Aufwachsen in Kopenhagen in den 1920er Jahren als Kind einer Arbeiterfamilie – mit einem arbeitslosen Vater, Armut und der Scham, nicht dazuzugehören. Mit ihrer Freundin Ruth erlebt die Protagonistin Abenteuer – zum Beispiel klauen sie gemeinsam – , während der Bruder bereits arbeitet und zeitweise eine Freundin hat. Schon früh weiß Ditlevsen, dass sie dichterisch tätig sein möchte. Sie liest viel, geht in die Bibliothek, wozu ihr Vater sie ermutigt.
Der Vater sagt aber auch, ein Mädchen könne kein Dichter werden. Dennoch versucht sie, ihre ersten Texte bei einer Zeitschrift unterzubringen. Dieses kurze autofiktionale Buch verdeutlicht auf deutliche Weise die unbeirrbare Wissbegierde und Leidenschaft für Literatur eines jungen Mädchens, das aus einfachen Verhältnissen stammt und sich seinen Weg erkämpfen musst.

Aus dem Dänischen und mit einem Nachwort von Ursel Allenstein. Aufbau Verlag. 118 Seiten. 18 €. Erschienen am 18.01.2021.

Julian Barnes: Der Mann im roten Rock.

Der vielfach ausgezeichnete englische Schriftsteller Julian Barnes (u. a. Booker Prize 2011 für „The Sense of an Ending“) nimmt seine Leserinnen und Leser in seinem neuen Buch „Der Mann im roten Rock“ in das Paris der Belle Époque mit. Am Beispiel des damals bekannten Arztes, Gynäkologen und Freigeistes Dr. Samuel Pozzi (1846–1918) lässt er eine ganze Epoche wiederaufleben. „Kenntnisreich, elegant und akribisch recherchiert, beschreibt er das privat turbulente Leben Dr. Pozzis und erzählt Kulturgeschichten über den Fin de Siècle und seine Protagonistinnen und Protagonisten: Maler, Politiker, Künstler, Schauspieler, Schriftsteller.“ (Verlagstext) „Der Mann im roten Rock“ steht aktuell auf der Spiegel-Sachbuch-Bestsellerliste.

Aus dem Englischen von Gertraude Krueger. Kiepenheuer & Witsch. 304 Seiten. 24 €. Erschienen am 14.01.2021.

Sylvain Tesson: Der Schneeleopard.

Der französische Reiseschriftsteller Sylvain Tesson war schon in zahlreichen Regionen der Welt unterwegs, zum Beispiel in Asien und auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Über seine Reisen schreibt er in journalistischen Beiträgen und in Büchern, so auch in „Der Schneeleopard“, von dem in Frankreich 500.000 Exemplare verkauft wurden und das 2019 den Prix Renaudot erhielt. In dem Reisebericht dokumentiert Tesson seine Reise nach Tibet, um zusammen mit dem Tierfotographen Vincent Munier die letzten Exemplare des Schneeleoparden zu suchen. Mit den Reiseerlebnissen vermischen sich Gedanken über den Zustand der Welt und den an den Verlust zweier nahestehender Personen. „Eine meditative Reise in die weiße Stille des Himalaya, eine Lektüre gegen die Hektik unseres Alltags und die Zerstörung der Welt.“ (Verlagstext)

Aus dem Französischen von Nicola Denis. Rowohlt Verlag. 192 Seiten. 20 €. Erscheinungsdatum: 23.03.2021.

Albert Camus/Maria Casarès: Schreib ohne Furcht und viel. Eine Liebesgeschichte in Briefen 1944-1959.

In Frankreich erschien der Briefwechsel zwischen dem Nobelpreisträger Albert Camus und seiner Liebhaberin, der Schauspielerin Maria Casarès, bereits 2017 und wurde zu einem literarischen Erfolg. Die beiden lernten sich 1944 im besetzten Paris kennen und begannen kurz darauf eine Liebesgeschichte, die eineinhalb Jahrzehnte bis zu Camus’ tragischem Unfalltod im Januar 1960 anhielt. „In einer höchst poetischen Sprache versichern sie einander ihre Liebe, tauschen sich aus über Alltägliches wie über die großen Ereignisse in Politik und Literatur.“ (Verlagstext) Für alle interessierten Camus-Liebhaberinnen und Liebhaber ist dieser Briefwechsel beinahe unumgänglich.

Aus dem Französischen von Claudia Steinitz/Andrea Springler u.a. Rowohlt Verlag. 1200 Seiten. 50 €. Erscheinungsdatum: 18.05.2021.

Marcel Proust: Der geheimnisvolle Briefschreiber: Frühe Erzählungen.

Vor zwei Jahren fand man im Nachlass des französischen Verlegers Bernard de Fallois überraschend Texte von Marcel Proust, die noch nicht bekannt waren oder veröffentlicht wurden: neun frühe Novellen, Skizzen, Erzählungen. Diese frühen Erzählungen erscheinen nun in deutscher Übersetzung im Suhrkamp-Verlag. Es wird vermutet, dass Proust die Erzählungen deshalb nicht veröffentlichte, weil darin Homosexualität für die damalige Zeit erstaunlich offen thematisiert wird. Wollte Proust einen Skandal verhindern, indem er die Texte nicht weiter verfolgte? Der Verlag erkennt in diesen frühen Texten jedenfalls die Vorläufer für Prousts Jahrhundertwerk, die „Suche nach der verlorenen Zeit“. In Frankreich erscheinen im März 2021 bei Gallimard übrigens weitere unveröffentlichte Texte aus aus dem Nachlass de Fallois’, die die Fundamente der „Recherche du temps perdu“ zeigen. Es gibt also für Proust-Liebhaberinnen und -Liebhaber noch Neues zu entdecken!

Aus dem Französischen von Bernd Schwibs. Herausgegeben von Luc Fraisse. Suhrkamp Verlag. 174 Seiten. 28 €. Erscheinungsdatum: 20.06.2021.

Yukiko Motoya: Die einsame Bodybuilderin. Storys.

Yukiko Motoya ist für ihr vielfältiges Schaffen als Dramaturgin, Regisseurin und Autorin mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet worden, darunter dem Kenzaburo-Ōe-Preis und Japans wichtigstem Literaturpreis Akutagawa. Der Erzählband „Die einsame Bodybuilderin“ enthält elf Geschichten, die einen Einblick „hinter die Kulissen [die] scheinbar langweiligen Leben“ (Verlagstext) der Figuren gewähren. „Eine Hausfrau wird zur Bodybuilderin, aber ihrem arbeitssüchtigen Ehemann fallen die neuen Muskeln nicht einmal auf. Eine Verkäuferin in einer Boutique wartet stundenlang auf eine Kundin, die sich in der Umkleide verschanzt hat und die vielleicht auch ein Alien ist. Eine junge Frau bemerkt, wie sich das Gesicht ihres frischgebackenen Ehemanns plötzlich beginnt, ihrem eigenen anzugleichen.“

Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. Blumenbar Verlag. 240 Seiten. 22 €. Erscheinungsdatum: 17.05.2021.

Helga Schubert: Vom Aufstehen. Ein Leben in Geschichten.

Helga Schubert erhielt 2020 als älteste Teilnehmerin mit 80 Jahren den Ingeborg-Bachmann-Preis für ihren Text „Vom Aufstehen“. Der Text sei eine Hommage an Ingeborg Bachmanns Text „Das dreißigste Jahr“, der eine Reflexion über das Aufstehen enthält und die Protagonistin am Ende zum Aufstehen auffordere, sagte sie in ihrer Dankesrede. Schubert erzählt in Vom Aufstehen in kurzen Episoden und klarer Sprache ein Jahrhundert deutscher Geschichte – vom Zweiten Weltkrieg und der Flucht bis hin zum überwachten Leben in der DDR.

dtv Verlag. 224 Seiten. 22 €. Erscheinungsdatum: 18.03.2021.

James Baldwin: Ein anderes Land.

Der US-amerikanische schwarze Schriftsteller und Bürgerrechtsaktivist James Baldwin hat in den letzten Jahren durch die Neuübersetzungen ins Deutsche eine Renaissance erlebt, auch wenn er nie wirklich vergessen war. Ich habe bereits einige Romane und Essays von Baldwin gelesen. Worum geht es in diesem? „Warum hat Rufus Scott – ein begnadeter schwarzer Jazzer aus Harlem – sich das Leben genommen? Wegen seiner Amour fou mit der weißen Leona, einer Liebe, die nicht sein durfte? Verzweifelt sucht Rufus’ Schwester Ida nach einer Erklärung.“ (Verlagstext) Laut Verlag handelt es sich um Baldwins explizitesten, leidenschaftlichsten Roman.

Aus dem Englischen von Miriam Mandelkow. dtv Verlag. 576 Seiten. 25 €. Erscheinungsdatum: 21.05.2021.

Leïla Slimani: Das Land der Anderen.

Leïla Slimani ist eine französisch-marokkanische Schriftstellerin und Journalistin, die in Paris lebt. Für ihren Roman „Dann schlaf auch du“ erhielt sie 2016 den renommierten Prix Goncourt. In ihrem aktuellen Roman „Das Land der Anderen“, der auf der Geschichte ihrer Großeltern beruht, beschreibt sie die Geschichte von Mathilde, einer jungen Elsässerin. „Diese verliebt sich am Ende des Zweiten Weltkriegs in Amine Belhaj, einen marokkanischen Offizier im Dienst der französischen Armee. Die beiden heiraten und lassen sich in der Nähe von Meknès nieder, am Fuß des Atlas-Gebirges, auf einem abgelegenen Hof, den Amine von seinem Vater geerbt hat. Während er versucht, dem steinigen Boden einen kargen Ertrag abzutrotzen, zieht Mathilde die beiden Kinder groß. Voller Freiheitsdrang hatte sie den Aufbruch in ein neues, unbekanntes Leben gewagt und muss doch bald ernüchternde Erfahrungen machen.“ (Verlagstext)

Aus dem Französischen von Amelie Thoma. Luchterhand Literaturverlag. 384 Seiten. 22 €. Erscheinungsdatum: 24.05.2021.

Bernardine Evaristo: Mädchen, Frau etc.

Die britische Autorin Bernardine Evaristo hat für ihr achtes Buch, den Roman „Mädchen Frau etc.“ als erste schwarze Frau den renommierten Booker Prize 2019 gewonnen. Im Frühjahr ist der Roman auch in Deutschland erschienen – und erhielt die Aufmerksamkeit des Feuilletons und der Blogosphäre. In dem Werk entfaltet Evaristo ein Panorama, bestehend aus den Schicksalen zwölf miteinander verbundener Frauenleben, die sich über ein Jahrhundert erstrecken. „Ein beeindruckender Roman über Herkunft und Identität, der daran erinnert, was uns zusammenhält.“ (Verlagstext) Eine formale Besonderheit besteht darin, dass der Text ohne Satzzeichen auskommt und in rhythmisierter Prosa verfasst ist.

Aus dem Englischen von Tanja Handels. Tropen Verlag. 512 Seiten. 25 €. Erschienen am 23.01.2021.

Einen Kommentar hinterlassen